Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 615
(PDF, 204 MB)
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Nochmals der Fall der Miß Orme

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diehen, daß Miß Orme der Gesellschafterin den Vorschlag
machte, sie sollten fortan als „Cousinen" auftreten und so
in größerer Ungezwungenheit zusammen reisen. Vor etwa
Jahresfrist kamen sie nach Indien. Hier gingen sie eines
Tages aus lauter Abenteuerlust zu einem ferfhmten indi-
sehen Astrologen und ließen sich ihre Zukunft deuten.
Miß Stephenson kam zuerst an die Reihe, und der Astrologe
erklärte, daß sie Ende des Jahres eine der reichsten
Erbinnen sein würde, zugleich aber das Schwerste durchmachen
müsse, das einem Menschen beschieden sei. Der
lebenslustigen, frohen Miß Orme sagte er, daß sie im
neunten Monat desselben Jahres sterben würde, und zwar
in der Zeit vom 15. bis 25. September.

Miß Orme, die eine sehr intelligente, kerngesunde und
fröhliche Person war, nahm diese Wahrsagung lachend auf,
und um diese ihre Ungläubigkeit zu beweisen, machte sie
sehr bald darauf ihr Testament, in welchem sie alles, was
sie besaß, der Miß Stephenson vermachte. Dabei erzählte
sie lachend die Sache all ihren Freunden und Bekannten,
und auch der Bräutigam erfuhr davon. Dieser und die
nächsten Anverwandten der Miß Orme suchten nun Miß
Stephenson als Erbschleicherin zu verdächtigen, und als
die Sache schon ihren weiteren Verlauf genommen hatte,
erklärte Miß Stephenson, nicht länger bei der Freundin
bleiben zu wollen, bis der 25. September vorüber sei. Um
der Verwandten willen wollten die beiden Damen sich sogar
jede unter Aufsicht stellen, was sie auch durchführten.
Sie trennten sich im Juli, und während Miß Orme im
ersten Hotel eines großen Kurortes blieb, nahm Miß
Stephenson Wohnung in der Familie eines Arztes, wo sie
sogar mit der Dame des Hauses und deren zwölfjährigem
Töchterchen in einem Zimmer schlief. Miß Orme befand
sich in tadelloser Gesundheit und großer Lebensfreude,
denn sie glaubte nicht im geringsten an die Wahrsagung,
und bedauerte nur, so lange von ihrer Freundin getrennt
sein zu müssen. Sie sandte in den verhängnisvollen Tagen
vom 15. bis zum 25. September jeden Morgen ein Telegramm
an Miß Stephenson, immer mit denselben Worten:
„Tadellos wohl." Miß Stephenson dagegen befand sich
ständig in großer Unruhe utid schrieb oft an Miß Orme,
daß sie selbst krank werden würde, wenn dieser Zustand
noch lange andauern sollte. Erst als am 24. morgens das
gewohnte Telegramm mit „Very well upu kam, beruhigte
sich Miß Stephenson einigermaßen; denn nun waren es nur
noch 24 Stunden, und Miß Orme hatte versprochen, am
26. abzureisen und ihre Freundin zu sich zu nolen.


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