Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 657
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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v. H>vh* nbc rg-Linten: Unmittelbares Ich-Bewußts* in und Tod. 657

aber mm imstande bin, Schritt vor Schritt das Entstehen
unserer inneren unmittelbaren seelischen Funktionen aus der
Empfindung und einem weiteren, später zu bestimmenden
Grundelement abzuleiten und anschaulich darzustellen, so
kann ich sehr wohl die erst später aus der Untersuchung
sich ergebenden gedanklichen Formen benutzen, um dieses
Entwickelungsbild anderen Mensehen mitzuteilen. Denn
wir müssen nicht vergessen, daß diese Darstellung von der
Entstehung von Ich-Bewußtsein, Wollen und Denken eine
Rekonstruktion ist. Wie sich diese Entwickelung in Wirklichkeit
abgespielt hat, wissen wir nicht; das heißt, nicht
ich, der ich jetzt diese sprachlichen Formeln und Worte
niederschreibe, habe sie im Laufe meiner Jugendjahre erdacht
oder gebildet — so viel ich weiß —, «ondern ich
fand sie als fertige Begriffe und Formeln in der Sprache
vor, in der ich von außen her denken lernte.

Doch hat die Richtigkeit dieser Rekonstruktion eiren
tatsächlichen Anspruch auf Wahrheit, weil sie erstens auf
zwei Grundelementen beruht, die von jedermann als die
ersten und ursprünglischsten Wahrnehmungen in sich
werden zugestanden werden müssen; und zweitens, weil
sich aus diesen beiden Grundelementen die Entstehung von
Ich-Bewußtsein, Wollen und Denken ohne weiteres ableiten
läßt, wobei sich die Richtigkeit dieser Ableitung in jedem
Stadium ohne weiteres an den inneren, unmittelbar in uns
wahrgenommenen Vorgängen verifizieren läßt.

Ein anderer Weg zur Feststellung der Empfindung als
Ausgangspunkt ist der, daß ich mich frage, was das Eh>te
und Unmittelbarste ist, wrelches in mir gegeben ist und \on
welchem ich ausgehen muß. Durch systematische Analyse
und Prüfung aller inneren Wahrnehmungen und Vorgänge
auf ihre Unmittelbarkeit hin, gelange ich zu dem Resultat,
daß es nur die Empfindung sein kann. Wenn auch hier
keine gedankliche, Zurückkonstruktion vorliegt, so muß i<*h
auch hier, um zu dem Resultat zu gelangen, mich anfangs
ebenfalls der gegebenen gedanklichen Vorstellungen und
Begriffe bedienen. Bin ich nun aber einmal bis zur Empfindung
gelangt, so brauche ich, wie schon gezeigt, zu
ihrer Feststellung gar keines gedanklichen Beweises, da sie
eben unmittelbar als solche gegeben ist und empfunden
wird. Um diese Tatsache aber anderen Menschen mitzuteilen
und verständlich zu machen, muß ich mich sofort
wieder der in der Sprache schon vorhandenen Bezeichnungen
und Formeln bedienen — also wieder antizipieren,
das heißt also das benutzen, was eigentlich er>t nachher
hätte entstanden sein können.


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