Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 695
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Literaturbericht

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rungen dieses materialistischen Monismus zu wappnen, daß sie nicht
mehr, wie zu Ludwig Büchners und Karl Vogt's [nicht Voigt's,
S. 8!] Zeiten das für bare Münze hinnehmen, was streng genommen
nur als Ausgeburt der Phantasie, ja mangelnder Wahrheitsliebe
gelten kann. Dem scharfsinnigen Verf. erscheiut die Annahme
eines kontinuierlichen Aetherfluidums, in welchem die Materienmoleküle
schweben und sich bewegen, schon durch die optischen
und elektrischen Erscheinungen geboten, wobei er überdies annimmt,
daß die Elektrizität stofflicher Natur ist und, auf Grund einer Fülle
von positiven naturwissenschaftlichen Forschungsergebnissen, den
experimentellen Beweis für die Richtigkeit der Raumenergetik
als Weltanschauung erbringt. — Bas Buch erhält so durch die
reichliche Sammlung so ziemlich aller wichtigen Belege (bezw. neu
gefundenen Beweise) für eine antimateriaiistische Weltanschauung
besonderen Wert und sollte daher von jedem auf streng wissenschaftlichem
Weg weiterstrebenden Wahrheitsforscher eifrig studiert
werden. Fritz Freimar.

Helen Keller, Briefe meiner Werdezelt. Herausgegeben von Robert
Lutz-Stuttgart. Preis Brosen. 8.50 M.

Im gleichen Verlas: erschienen früher: „Die Geschichte meines
Lebens," „Optimismus" und andere Bücher der unseren Lesern
wohlbekannten tauben, stummen und blinden amerikanischen
Schriftstellerin Helen Keller aus Boston. Sie bietet eins der
schönsten Beispiele, wie Schwächen angeborener [Natur durch Geist,
Wille und Erziehungskunst überwunden werden können. In der
hohen Ausbildung ihres (Geistes übertrifft sie tausend ihrer sehenden
und hörenden Schwestern und fühlt sich glücklicher und befriedigter
, als unzählige Gesunde. Sie ist ein deutliches Beispiel
für die vielfach vergessene Wahrheit des Satzes, daß Lebensfreude
ni( ht von äußeren Umständen, sondern von der Gesinnung des
Herzens und der Bildung des Willens und Verstandes abhängt.
Die Taubblinde hat es Dank der Hingebung ihrer Lehrerin, Miß
Sullivan , bis zur Studentin an der Hochschule gebracht. Mittelst
Fingersprache diktiert ihr die Lehrerin jedes Wort eines langsamen
Vortrags in die Finger hinein. Auf der Schreibmaschine gibt sie
den Professoren im Examen ihre Antworten. Auch eine Art Lautsprache
hat sie gelernt, durch Abguckeo [? Red.J an den Lippen der
Sprechenden. Bücher liest sie mittelst Braile- und Punktdruckschrift
, deren es mehiere Systeme gibt. So hat sie die Klassiker
gelesen und ca. 6 Sprachen gelernt. Die „Briefe ihrer Werdezeit'*
umfassen die Jahre 1887 bis 1901; schon als 6 jähriges Mädchen
(ireb. 1881) hat sie du ich Brief schreiben ihren Stil gebildet. Es ist
ein hoher und eigenartiger Genuß, Briefe dieses ungewöhnlich veranlagten
Wesens zu lesen, das sich mutig über sein grausiges Geschick
zu erheben gewußt hat und ein Beispiel dafür ist, wie der
ringende, strebende Mensch noch das tiefste Unglück in verhältnismäßiges
Glück umzuwandeln vermag. Die ihr fehlenden Sinne ergänzt
sie durch die höchste Steigerung der anderen, besonders des
Tast- und Geruchsinns. Sie hört die Orgel brausen, indem sie sich
mitten in den Saal oder die Kirche stellt, wo die erzeugten Luftschwingungen
am stärksten sind, und fühlt die mächtigen Ton wogen
gegen sich anbranden, wie die großen Meereswellen gegen ein
kleines Schiff. Die Größe des Niagarafalles erkennt sie durch Abschreiten
der Brücke und seine Gewalt durch Berührung der
Fensterscheiben in dem Häuschen unterhalb des Falles. Die ganze
Welt hilft freilich der armen Blinden auch nach Kräften, vom
treuen Begleithund bis zum Präsidenten der Vereinigten Staaten.


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