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716 Psych. Studien. XXXIX. Jahrg. 12. Htft (Dezemher 1012)
ich an der Wendung des Weges einen Reiter mit je einem
Diener zu beiden Seiten. Zugleich kamen meine Hunde
zu mir und winselten ängstlich. Es war, wie ich gesagt
habe, eine wundervolle Tropennacht und es war so hell,
daß man eine Zeitung lesen konnte, so daß ich also die
auf mich zukommende Gruppe deutlich sah, wie am hellen
Tage. Sie kam immer näher und wir befanden uns bald
fast gegenüber. Der Reiter trug einen Gesellschaftsanzug
mit weißer Weste und hohem Hut; er ritt einen Pony
(dunkelbraun, Mähne und Schweif schwaiz) nachlässig, so
daß die Zügel herabhingen und die Diener das Tier führen
mußten. Das Gesicht der Letzteren konnte ich nicht sehen,
da der eine mir den Rücken wandte und der andere durch
den Kopf des Pferdes verdeckt war. Jeder von ihnen
führte das Pferd, indem sie den Zügel an der Kantare
faßten, während sie mit der freien Hand den Reiter, der
nicht fest im Sattel zu sitzen schien, hielten. Die Gruppe
konnte nur zu meiner Behausung wollen. Ich fragte
daher hindostanisch: „Was wollen Sie?* Keine Antwort,
aber sie kommen näher. Ich rufe nun auf Englisch: „Was
zum Teufel machen Sie hier?" Bei diesen Worten halten
sie an; der Kavalier nimmt die Zügel und wendet sich
zum ersten Mal nach mir, mich anblickend. Der Mond
beleuchtete die Gruppe, die wie ein Bildwerk stillstand und
ich erkannte in dem Reiter den Leutnant B . . .., den ich
ja kannte. Allein sein Gesicht war verändert; statt rasiert,
wie ich ihn kennen gelernt hatte, trug er jetzt einen Bart;
sein Aussehen war das eines Leichnams und die Blässe des
Gesichtes trat noch mehr hervor infolge des schwarzen
Bartes, der es umrahmte. Körperlich schieu er beleibter,
als ich ihn während seines Lebens gesehen hatte.
Ich bemerkte all das in einem Augenblick und war
entschlossen, die Sache um jeden Preis aufzuklären. Ich
sprang auf den Hang, der uns trennte; allein die Steine
wichen unter meinen Füßen und ich fiel. Ich erhob mich
wieder und gewann die Straße an dem Punkte, wo die
Gruppe gestanden war, — alles war verschwunden. Wie
die Sache erklären? Sie konnten ihrerl Weg nicht fortgesetzt
haben, denn dieser führte zwanzig Schritte weiter
zu einem Abgrund; noch weniger konnten sie in der kurzen
Zeit umgekehrt sein. Obwohl diese Überlegungen mir
durch das Gehirn fuhren, verfolgte ich die Straße doch auf
ungefähr hundert Meter hin, worauf ich stehen blieb und
Atem schöpfte; keine Spur von ihnen, auch kein Geräusch
in der Ferne. Als ich umkehrte, bemerkte ich, daß meine
Hunde, die immer und bei jeder Gelegenheit meine un-
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