Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 718
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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718 Psych. Studien. XXXIX. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1912.)

pient und Berichterstatter nennt sich N. Heintzer. Dieser
schreibt:

Es war in Moskau am 15. April 1884. Ich wohnte in
der Straße Moskowaja in dem Hause Skworsof. Aus meinem
Dienst am Gerichtshof kehrte ich um 4 Uhr nachmittags
zurück, dinierte und legte mich dann auf den Divan und
las. Es war 5 Uhr, die Sonne leuchtete und das Zimmer
war ganz hell. In einem gewissen Moment blicke ich zufällig
auf die Türe und sehe einen kleinen Lichtschein, ungefähr
so wie ihn ein Spiegel reflektieren würde. Allein
ich befand mich in dem dritten Stockwerk und man sah
niemand an den Fenstern der Häuser; ich erhob mich, um
letztere besser prüfen zu können. Dann setzte ich mich
nieder und blickte auf die Türe Der helle Ring wurde
immer größer, bis er die ganze Türe einnahm; dann schien
sich etwas Undurchsichtiges im Innern zu bilden, das allmählich
die Gestalt eines Menschen annahm, sich langsam
von der Wand entfernte und auf mich zukam. Ich war
wie erstarrt und rührte mich nicht. Ich hatte in der Gestalt
meinen Vater erkannt, der im Januar 1880 gestorben
war. Er war im Frack, hatte einen grauen Schnurrbart,
wie zu Lebzeiten, trug aber auch einen kurzen weißen
Vollbart, den er nie gehabt hat. Das Phantom ging um
den Tisch und setzte sich neben mich auf den Divan. Ich
konnte kein Wort hervorbringen, so war ich vom Schrecken
gelähmt. Er reichte mir die Hand, die ich mechanisch ergriff
, sie schien mir frisch, aber nicht eisig. Darauf fing er
zu sprechen an ; die Stimme war rauh, aber sie glich jener
meines Vaters. Es ist mir nicht möglich, seine Worte zu
wiederholen, denn es handelte sich um intime Dinge, welche
ihn betrafen. Als er geendigt hatte, versehwand er.

Ich war damals in voller Gesundheit, hatte niemals
Halluzinationen und bin mir völlig sicher, daß ich ganz
wach und wohl auf war. übrigens habe ich Beweise für die
Wirklichkeit der Erscheinung. Mein Vater war Professor
der Musik in Moskau. Er starb nach dreimonatlicher
Krankheit zu einer Zeit, da ich von Moskau abwesend war
und wurde begraben, ohne daß ich ihfl nochmals gesehen
hätte. Von Moskau zurückgekehrt, fand ich meine Mutter
fast sterbend vor Gram, so daß ich es immer vermieden
habe, von dem traurigen Thema zu sprechen, und die
Einzelheiten der Krankheit und des Begräbnisses nicht
erfuhr. Nach dem, was mir jetzt begegnet war, entschloß
ich mich, zu meiner Mutter zu gehen und sie um Aufklärungen
zu bitten. Ich hörte von ihr, daß mein Vater im
Frack begraben worden war und daß er erst während seiner


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