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Keich: Die Systeme von Egoismus und Altruismus. 723

friedigung der Triebe einfacher Selbsterhaltung in Übereinstimmung
mit Altruismus zutage treten und kann Selbstsucht
niemals unterdrückt werden.

Aber gerade Unterdrückung des Egoismus und Harmonie
der Triebe von Selbsterhaltung und Sympathie sind
die Angelpunkte, um welche sich die große Frage der
Wiedererneeuerung und Gesundung der ganzen gesitteten
Menschheit sich dreht, wie ferner das rechtzeitige Ablenken
der Wilden und Barbaren von den Gefahren des egoistischen
Morastes und Übels. Das Unheil in der Welt hat
mit Riesenschritten und derart zugenommen, daß viele
ernste Menschenfreunde allersehlimmste Gefahreu wittern.
Nun aber kommen die Propheten des Egoismus und verleihen
demselbon die Attribute der Göttlichkeit. Wonnetrunken
stürzt der größte Teil der betörten Menschheit
sich in die Arme der Selbstsucht, anstatt diese energisch
zu bekämpfen oder zu fliehen. Es wird also das Heilsmittel
verworfen, das Unheilsmittel gierig angenommen,
und damit eine Quacksalberei vollführt, wie ärger nicht zu
denken. Sehr bedauerlich, daß Gernegroße und Haberechte
von einfacher Erfahrung sich nicht belehren lassen; allen
denen, deren Sinn für Wahrheit und Gerechtigkeit geeignet
ist, lehrt die Erfahrung, daß durch Mittel der Selbstsucht
zu keiner Zeit wirkliche Besserung der persönlichen und
sozialen Verhältnisse erlangt wurde, sondern im ganzen genommen
Verschlechterung eintrat, die großen Mengen der
Bevölkerung den kürzeren zogen, nur eine handvoll Glücksritter
Geld und Gut gewann, die ihnen aber im Laufe der
Zeit wieder aus den Dänden glitten und die Familien in
Armut senkten.

Was allein Individuen und Familien in Gesundheit
und Blüte erhält, lange Dauer des Lebens ihnen sichert,
wahren, kräftigen Fortschritt in allem Guten ihnen ermöglicht
, ist gerade das der Selbstsucht und dem Materialismus
entgegengesetzte, das Ideale nämlich, das Sympathische und
Altruistische, echte Moral, Tugend und Erleuchtung also
dasjenige, welches man unter der Bezeichnung der höchsten
Güter zusammenfaßt Alle Individuen, Familien und
ferneren Gruppen, welche vernünftigen und liebevollen Gebrauch
von ihren Gütern machen und hoher Ideale pflegen,
für ihre Mitwesen sympathische Gefühle hegen und intensiv
betätigen, Gerechtigkeit und Milde paaren, jedes Wesen
vor Unglück bewahren und keines Äugrunde gehen lassen,
ihr eigenes Glück nicht auf Leid, wie Unglück des Nächsten
bauen, sondern mit dem Nächsten jubeln und weinen,
ihr Leben zugleich mit des Nächsten Leben wohl gestalten,