Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 726
(PDF, 204 MB)
Bibliographische Information
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726 Psych. Studien. XXXIX. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1912.)

zu glücklicher Lösung der großen und kleinen Lebensfragen
und damit gesunder Gestaltung des ganzen Daseins
beizutragen. Die Mehrzahl Wohlgesinnter möchte gerne
ihren edlen Denkungen und Fühlungen Ausdruck geben,
ist jedoch sehr häufig von Angst vor herrschenden schlechten
Richtungen befallen und befürchtet Verlust des Brotkorbs
und der sozialen Stellung. Und solchem Verlust können
nur wenige Trotz bieten; daher geht es so langsam vorwärts
mit Verbesserung des ganzen Lebern« der Kultur.

§ 5.

Mitleiden und Barmherzigkeit kennt die ganze Tierwelt
, wie genaueste Erfahrung und zeitgenössische Beobachtung
lehren. Das egoistische System ist darum auch
reinste Unnatur, weil es wider Mitleiden und Barmherzigkeit
sich stellt und von jedem Individuum fordert, rücksichtslos
für Güter wie Stellung erwerbend zu kämpfen,
damit aus dem Unglück des Besiegten das Glück des
Siegenden entspringe. Also ist privater, wie staatlicher
Egoismus der größte Feind aller Naturgemäßheit und ergibt
nur falsche Zivilisation, weil er das verfolgt, welches
die beste und edelste Tat der Seele ausmacht und jeder
Seele ewig Wert verleiht. Mit systematischem Egoismus
kann moralische Vervollkommnung niemals erreicht werden;
denn Versittlich ung ist unmöglich; wenn deren Grundfesten
durch Religion und Moralität vernichtende Handlungen
Zerstörung leiden.

Jedes Wesen hilft in der ganzen Welt der Tiere sich
und anderen so gut und so lange es kann; kann es sich
ungenügend oder gar nicht helfen, so hat die Gesamtheit
der Individuen die heilige Pflicht, helfend beizuspringen
und empfindet schon von Natur aus den Drang, solches zu
tun. Dieser Drang ist vorhanden und wird durch Erziehung
ausgestaltet, ja käme auch ohne Pädagogik unter geeigneten
Umständen zutage, wie sehr viele Beobachtungen
und Erfahrungen erweisen. Nicht nur bei dem Menschen,
sondern überall im Tierreich kommt Barmherzigkeit ohne
jede Reflexion, ohne jede Berechnung zur Wahrnehmung,
und wenn einem Wesen an Leib, Familie und Alltäglichkeit
Schaden zugefügt wird, erscheinen Mitwesen der
gleichen oder anderer Gattung und gewähren physisch und
moralisch Hilfe.

Mitleiden und Barmherzigkeit sind höchst bedeutungsvolle
Faktoren im Leben des Individuums und der Gemeinschaft
, und stehen an Gewichtigkeit dem Triebe der Selbsterhaltung
niemals nach, füllen die von letzterem gelassene


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