Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 741
(PDF, 204 MB)
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v. Rechenberg-Linten: Unmittelbares Ich-Bewußtsein und Tod. 741

ich schon erwähnt. Daß der tatsächliche Beginn meines
unmittelbaren Ich-Bewußtseins in die Kindheitsjahre gelegt
werden müsse, weil ich mich dei Vorgänge, die, sagen wir,
vor meinem 3. oder 4. Lebensjahre liegen, nicht erinnere,
ist ebenfalls ein Fehlschluß, denn das Nichterinnern bezieht
sich hier auf die Vorgänge der Außenwelt, nicht aber auf
die Existenz meines „Ich* selbst. Warum das so sein muß,
ist uns jetzt ganz verständlich, nachdem wir die Rolle des
Gehirns und des an dieses geknüpften „GehirnbewußtseinsÄ
kennen gelernt haben. In dem Maße, wie das Gehirn als
solches noch unentwickelt und unausgebildet ist, fehlt auch
meinem unmittelbaren Ich - Bewußtsein die Möglichkeit,
Eindrücke, das heißt also Kenntnisse von der jeweilig es
umgebenden Außenwelt, zu erhalten. Je mehr das Gehirn
sich entwickelt, umsomehr fließen meinem „Ich" diese
Kenntnisse und Eindrücke zu, die dann von der Erinnerung
aufgespeichert werden. Aus diesem einfachen Grunde verlaufen
dann auch die Erinnerungen über die uns bei unserer
Kindheit umgebenden Verhältnisse der Außenwelt immer
mehr im Dunkeln, je tiefer wir zum Anfang unserer Jugend
hinabsteigen, und verlegen schließlich ganz.

Von meinem unmittelbaren Ich - Bewußtsein sagt mir
dagegen meine Empfindung und eine dunkle Erinnerung,
daß es immer war, nur daß ich mich nicht mehr der äußeren
Umstände erinnere, welche bei seiner Vereinigung mit dem
Körper herrschten. Es gibt aber auch Fälle, wo Menschen
sich genau ihrer früheren Existenz erinnern, also der
Existenz ihres nnmittel baren Ich - Bewußtseins oder ihres
„ Ich-Selbsttt, bevor es mit ihrem gegenwärtigen Körper
verbunden war. So wird solches von Pythagoras berichtet;
ebenfalls ist bekannt, daß Goethe behauptete, sich seiner
früheren Existenz als der eines Börners mit bestimmtem
Namen unter dem Kaiser Hadrian zu erinnern. In neuerer
Zeit hat Rochas mit einem Somnambulen Versuche iu dieser
Richtung angestellt; der Somnambule berichtete von seiner
früheren Existenz, nannte den Namen, den er früher getragen
, beschrieb die Orte, in denen er früher gelebt.

Es kann nun gefragt werden, warum mein unmittelbares
Ich-Bewußtsein, wenn es nicht erst in den Kindheitsjahren
entstanden ist, sondern schon früher vorhanden war,
warum es sich dieser früheren Existenz nicht immer klar
erinnert, da es doch mit Erinnerung ausgestattet ist.
Darauf kann nur geantwortet werden, daß wir das nicht
wissen; Mutmaßungen darüber aufzustellen, ist hier nicht
der Ort. Aber an einer Analogie des Traum- und Wachlebens
kann gezeigt werden, daß sich ganz ähnliche Dinge


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