Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
39. Jahrgang.1912
Seite: 742
(PDF, 204 MB)
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742 Psych. Studien. XXXIX. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1912.)

bei uns tagtäglich abspielen, daß also solchen Tatsachen an
sich nichts Ungeu öhnliches anzuhaften braucht. Wir haben
gewiß schon alle die Erfahrung gemacht, daß wir des
Morgens aus tiefem, sogenanntem traumlosem Schlafe erwachten
.

Daraus aber, daß wir keine Erinnerung von dem
hatten, was in dieser Zeit mit uns, das heißt mit unserem
„Selbst-Ich*, im Schlafe vorgegangen ist, wird noch niemand
den Schluß gezogen haben, daß er, das heißt sein „Ich-
Selbst", in dieser Zeit nicht existiert habe. Anderseits
kennen wir alle die eigentümliche Tatsache, daß wir uns
oft später im Laufe des Tages, oft aber auch erst während
eines späteren Traumes — manchmal sogar noch nach
Wochen — erinnern, daß „wir" in der angeblich traumlosen
Nacht ganz bestimmte Träume und innere Erlebnisse
hatten, daß also unser „Ich - Selbst" damals durchaus vorhanden
war und funktionierte, nur daß wir sofort nach dem
Erwachen keine Erinnerung davon besaßen. Ganz ähnlich
verhält es sich mit unserem „Elrwaehen" auf dieser Erde im
Körper Sehr oft, meist haben wir gar keine Erinnerung
davon, daß wir früher schon vorhanden waren und „träumten"
— hin und wieder aber erinnern wir uns klar und deutlich
daran, — so Pythagoras, so Goethe und andere, so wie wir
uns im Leben oft erst nachträglich an gehabte Träume
erinnern. Völlig entsprechend wird das Bild, wenn wir die
Nasht mit ihrem Traumlebem unserem irdischen Leben
gleichsetzen. Ebenso, wie wir uns im Traum in der Hegel
nicht an frühere Träume und an unser wahres Tagesleben
erinnern, so erinnern wir uns auch in unserem gegenwärtigen
irdischen Leben meist nicht, daß wir schon vor unserer
Geburt existiert haben sollten. Wie wir aber gesehen haben,
kommt beides, nämlich, daß wir uns gehabter Träume und
früherer Existenzen erinnern, wenn auch verhältnismäßig
selten, vor. —

Durch die \orliegende Untersuchung ist also gefunden,
daß mein Körper mir nicht das unmittelbare Ich-Bewußtsein
gegeben haben kann; daß das unmittelbare Ich-Bewußtsein
also nicht eine bloße Funktion des Korpers ist, sondern eine
für sich bestehende gegebene Größe, difc zeitweilig mit dem
Körper verbunden erscheint. Aus dieser Tatsache ergibt
sich nun aber von selbst die Antwort auf die am Anfang
gestellte Frage. „Muß mein unmittelbares Ich-Bewußtsein
durch die Auflösung meines Körpers vernichtet werden?"
Die Antwort lautet: Nein. Eine Erscheinung, die, wie wir
gesehen haben, gar nicht aus dem Körper stammt, gar keine
Funktion des Körpers ist, sondern eine für sich gegebene


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