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Psychische Studien.
Monatliche Zeitschrift,
vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des
Seelenlebens gewidmet.
41. Jahrg. November—Dezember. 1914.
I. Abteilung.
Historisches und Experimentelles.
Die Eusapianischen
Materialisaticnsphänomene
nach den Experimenten und Berichten des Prof. MorsellL
(Schluß von Seite 549.)
Selten nehmen die sichtbaren Materialisationen trotz ihres
Namens eine materielle Konsistenz und eine Form an, welche in
bestimmter Weise die drei Dimensionen des Raumes besitzt Sie
sind in Breite und Höhe gebildet, aber nicht in die Tiefe. Sie
haben — geometrisch zu sprechen — nur eine Oberfläche und
erhalten damit das Aussehen von Larven oder Schatten.
Die greifbaren Materialisationen aber — so behaupten die
Spiiitisten — sollen alle physische Eigenschaften der Materie
haben, also Dichte, Konsistenz, Undufchsichtigkeit usw. Man
spricht nicht aus Laune oder aus reiner Wort-Analogie von „Fluiden
", „Effluvien", „Nervenaura" und Ähnlichem bezüglich der ani-
mistisch-spiritistischen Phänomene. Prof. Morselli glaubt, daß
solch buchstäblich „metaphysische" Erscheinungen den heutigen
wissenschaftlichen Kenntnissen über die strahlende Materie und
über die Radioaktivität der Körper im allgemeinen nicht widersprechen
. „Wir sind auf dem hohen Meere der Metapsychik d* h.
einer „heterodoxen Präscientia" und es ist notwendig, daß wir
mutig uns befreien von alten Begriffen über die Naturkräfte, wie
von einem unnützen und lästigen Ballast. In einer Epoche, die
berühmt werden wird durch die Erneuerung von oben bis unten
der physiko-chemischen Theorien und der philosophischen Hypothesen
über die Beschaffenheit der Materie und über Formen der
Energie, die vorher unbekannt waren.darf man unserer Vorstellung
von Möglichkeiten in der Natur nicht einen willkürlichen Zaum
anlegen." —
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