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Philalethes: Ein klassisches Muster metapsych. Phänomene. 17
andauernden Spuk, der die untersuchende Polizei, den Vikar belästigte
, hin und her schleuderte, ihm die Kopfbedeckung weithin
forttrug usw.
IV. Spukpbänomene des Klopfens und Tischrückens bei
modernen Spiritistensitzungen.
In unseren Tagen zeigt sich der Spuk am häufigsten und
auffallendsten im Spiritismus, einer uralten bei den Griechen und
Römern, wie auch bei den Ur- und Naturvölkern bekannten Art,
Geister zu befragen, die Zukunft zu erforschen, Wahrsagerkünste
zu betreiben.^) Es gibt eben nicats neues unter der Sonne und
dem wechselnden Monde. Nur erscheinen alte Wahrsagekünste
im Modekleide des neuesten Fortschritts, je nach der Ausbildung
des Volkes und des herrschenden Zeitgeistes. Im Leben der Einsiedler
, Aszeten, der Heiligen, namentlich der Besessenen in allen
Zeiten, Zonen, bei Nationen aller Zungen, wie unten dargetan
wird, sind seltsame, wunderbare, unerklärliche Spukerscheinungen
zu verzeichnen, welche der Sagenwelt und der Volkskunde (Folklore)
vielfach angewiesen worden sind.
Bei den Geschwistern Fox in Hydesville in Amerika war es
bekanntlich gerade Spuk, das geheimnisvolle Klopfen, welches das
Neuerwachen, die Wiedereinführung des Spiritismus 1848 im Gefolge
hatte, weshalb an erster Stelle auf diese Begebenheit hier
wiederholt hingewiesen werden soll. Ein Mann war dauernd
Nachts durch Klopfen geweckt worden, hatte um Mitternacht
eine kalte Hand über sein Gesicht fahren gefühlt. Im Hause des
Methodisten Fox begann dann am 18. Februar 1848 das Klopfen
und eine der Töchter unterhielt sich eben durch Klopfen mit dem
unsichtbaren Wesen, das sich als Geist eines ermordeten Krämers
hinstellte. — In der Stadt Strathfort ereignete sich im Hause des
Predigers Phelps gleichfalls solches Klopfen, das bald gewaltige
Dimensionen bis zu Erschütterungen und Zerstörungen annahm.
Allbekannt sind ja die Spukereignisse in Spiritistensitzungen. Der
Schriftsteller Premartin z. B. erzählt ausführlich in der „Revue
du monde invisible" (dec. 1905) einen Spuk in der Villa Daniel
mit dem Phantom „Stella" — ein ansprechender, aufregender
Roman.
Die sonderbaren Spukphänomene bei den Spiritistensitzungen
mit Medien in unseren Tagen schildert trefflich der Leibarzt des
f Papstes Leo XIII., Dr. Lapponi a. a. O. S. 102 wie folgt:
3) Auch dieser Deutung des Begriffs „Spiritismus* können wir
nicht zustimmen. Bei einer wissenschaftlichen - Behandlung des
Gegenstandes kommt es lediglich auf die Feststellung nicht normaler
, scheinbar durch Geister („spirits") veranlaßter Erscheinungen
an. — Red.
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