Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 474
(PDF, 148 MB)
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472 Psychische Studien, XL1IL Jahrg. 11. Heft. (November 1916.)

Prüfungen zu seiner Besserung für notwendig; er meinte einmal,
daß er wohl behaupten dürfe, daß es nach diesen Prüfungen
nichts mehr für ihn gebe, was er nicht zu ertragen vermöchte.
Wie wehe ihm wohl oft ums Herz gewesen sein mag!

Ob Sokrates wohl ohne seine Xanthippe der große Mensch
geworden wäre, der über alle Leidenschaften erhaben war und der
lächelnden Mundes den Giftbecher trank?

Doch scheint Xanthippe ihren Mann geüebt zu haben. Sie
suchte ihn zur Flucht zu bewegen, als sie ihn im Gefängnisse besuchte
. Aber sie hatte kein Verständnis für die Größe ihres
Gatten und war unfähig, ihr zanksüchtiges Wesen zu beherrschen.

Bewundernswert sind die Lehren über Kindesliebe, die
Sokrates seinem ältesten Sohne gab, der seine zanksüchtige Mutter
nicht mehr ertragen wollte.

Das Orakel zu Delphi nannte Sokrates den weisesten aller
Menschen.

Und trotzdem verurteilte man ihn zum Tode! Man klagte
ihn an, er wolle die Götter des Staates abschaffen und neue einführen
, die er Dämonen, d. h. Geister nannte. Dadurch habe er
die Jugend verführt. Das Schwurgericht der Heliasten, bestehend
aus 500 Bürgern der untersten Schichten des Volkes, verurteilte ihn
mit nur 30 Stimmen Mehrheit zum Tode durch den Giftbecher.
Daran war er nicht ganz schuldlos, denn er hatte seine Richter in
seiner Verteidigungsrede dazu herausgefordert. Nicht als Angeklagter
stand er vor ihnen, sondern als Richter des ganzen Volkes
von Athen, als echter Lehrer der Wahrheit und Tugend, bereit,
für sie zu sterben. Mit Ruhe empfing er sein Urteil, das er erwartet
hatte.

Fast einen Monat mußte er im Gefängnis leben, weil das
Schiff am Tage seiner Verurteilung nach Delos fuhr, das dem
Apollo das Opfer der Athener darzubringen hatte. Erst nach der
Rückkehr dieses Schiffes durften Todesstrafen vollzogen werden.

Im Gefängnis tröstete Sokrates seine Freunde, hielt Ansprachen
an sie von erhabener Weisheit über den Tod und weigerte
sich, zu fliehen, als Kriton die Wärter bestochen hatte. Er wollte
den Gesetzen gehorsam bleiben, wie er es sein ganzes Leben lang
immer getan hätte; das Leben wäre auch viel zu wertlos, als daß
man nicht mit Freuden die Befreiung von ihm begrüßen sollte.

Als der Tag des Todes kam, tröstete er mit dem Giftbecher in
der Hand seine weinenden Freunde, sprach noch einmal von der
Unsterblichkeit der Seele und trank rasch das Gift aus. Dann
hüllte er sich in seinen Mantel, um zu sterben, ohne Klage oder
Vorwurf gegen seine Richter.

rettung der Xanthippe* bekanntlich nachgewiesen, daß die betreffenden
, unlauteren Quellen entsprungenen Anekdoten wohl größtenteils
auf Klatsch beruhen oder erfunden sind. — Eed.


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