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Messer: Telekinetisehe Phänomene. 213
Der Trancezustanid Willys weist zwei Stadien auf, ein völlig
passives (Tieftrance), während dessen er auf nichts reagiert; ein
leichteres und imehr aktives, in dem er Fragen der Kontrollpersonen
beantwortet (Zusammenpressen der Hände bedeutet
„Ja", Schütteln „Nein"), auch gelegentlich mit tonloser Stimme
Wünsche äußert, z. B. die Kette fester schließen, sich lebhafter
unterhalten, das Objekt etwas verschieben usw. Tieftrance tritt
am Anfang und gelegentlich auch im Verlauf der Sitzung ein.
Alle Teilnehmer bilden „Kette"; d. h. sie halten sich während
der ganzen Sitzung an den Händen — das Medium scheint zu
glauben, daß ihm so von den Teilnehmern „Energie" zuströme*
Uebrigens ist es so auch möglich, daß sich die Teilnehmer bei
der herrschenden Dunkelheit gegenseitig kontrollieren. — Ferner
unterhalten sich auf Wunsch des Mediums die Teilnehmer
während der ganzen Sitzung über beliebige Gegenstände. Mehrfach
setzte v, Schrenck, um die Unterhaltung zu beleben, die
neben ihm stehende Spieluhr in Gang.
Nach etwa einstündiger ergebnisloser Sitzung äußerte Willy den
Wunsch, ich solle die Kontrolle statt Profossor B. (C 2) übernehmen*
„Aha", wird der Skeptiker «denken; „jetzt sollte der Neuling
heran; damit besser gearbeitet werden kann." — Ich kann aber
mit voller Ueberzeugtheit versichern, daß ich Willy während der
ganzen folgenden Sitzung gut in Kontrolle hatte: seine Hände
lagen in den meinen, seine Beine fühlte ich zwischen meinen
Knien. Wenn auch die Unterhaltung eine gewisse Teilung der
Aufmerksamkeit bedingte, so konnte die leichte Plauderei mich
doch nie vollständig vom Medium ablenken. Auch hatte ich von
dessen Trancezustand den Eindruck, daß er nicht wohl „imitiert"
sein könne. Mehrfach fiel Willy wieder in Tieftrance, wobei sich
sein Kopf nach meiner Brust neigte und sein Haar mein Gesicht
streifte; öfter gerieten auch seine Arme und Beine in ein überaus
heftiges Zittern; gelegentlich war sein Atem von einem leisen
Röcheln begleitet.
Nachdem ich die Kontrolle übernommen, dauerte die Sitzung
unter allgemeiner Unterhaltung noch längere Zeit fort: plötzlich
begaun die rechts von Willy stehende Spieluhr mit ihrem dünnen,
feinen Ton zu spielen. Auf Kommando von Schrencks setzte sie
aus und begann wieder.
Als sie abgelaufen war, zog einer der Teilnehmer (nicht von
Schrenck) sie wieder auf. Dabei zuckte das Medium zwei- bis
dreimal gleichsam schmerzhaft zusammen. (Nach Vermutung
eines Teilnehmers war der Aufziehende in die „Efflorescenz" —
Ausstrahlung — des Mediums gekommen.) Willy erwachte aber
nicht; die Sitzung konnte weiter gehen. Bald darauf begann die
Spieluhr abermals. Ich befahl nunmehr „Halt!" — Sie hörte
auf. — Ich befahl: „Weiter!" — Sie begann wieder. Dies wiederholte
sich noch zweimal.
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