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Kröner: lieber medizinisches Fernfühlen.
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IV. Protokoll über eine Experimentalsitzung am 26. Mai 1923.*)
in der Wohnung des Herrn J. W. Harnisch, Kieiststraße 4, ersten politischen
Redakteurs des „Berliner Lokalanzeigers".
Anwesend: Sanitätsrat Dr. Bruck;
Herr W. Kröner, prakt. Arzt;
Herr Redakteur Münk vom „Berliner Lokalanzeiger";
Herr Bernhard Troch, Hamburg;
Frau stud. med. Elisabeth F. als Versuchsperson;
Herr Bierhold als Protokollführer, später (von 3 Uhr ab.)
Dr. Brustmann.
1. Versuch.
Ferndiagnose: Sanitätsrat Dr. Bruck, Frau F.
Bruck: Es handelt sich um einen Fall, der noch in meifter Behandlung
ist, mit einer einwandfreien Diagnose.
Med. (nach einer Konzentrationspause von einigen Minuten): Die
Lunge ist es nicht, die Nieren auch nicht (macht Schluckbewegungen).
Am Herzen *st auch nicht die Krankheitsursache zu suchen. Am Unterleib
spüre ich auch keine Beschwerden. Für mich müßte der Sitz des
Leidens, wenn ich die Diagnose richtig haben würde, hier sein (zeigt
auf Magen- und Lebergegend). Ich finde nichts anderes. Ich spüre ein
starkes Uebelbefinden in der Magengegend und hier (rechter Rippenbogen
). Ich habe außerdem das Gefühl des Krankseins im ganzen Körper.
Mir ist sehr schlecht. *,
Bruck: Gehen Sie einmal sämtliche Organe, sämtliche Regionen
und alle Teile des menschlichen Körpers durch und sehen Sie zu, ob
Sie an einer anderen Stelle dts Körpers etwas finden. Damit soll nicht
gesagt sein, daß ich Ihre Angaben nicht anerkenne. Ich verhalte mich
dabei ganz objektiv. Vielleicht finden Sie noch etwas.
Med.: Ich will noch einmal von Anfang an vorgehen. Ich habe
ein Gefühl des Krankseins, des ausgesprochenen Krankseins, als zweites
ein Gefühl der Uebelkeit. An der» Lunge ist das Leiden nicht. Wenn
es sich um die Lunge handelte, würde da die Düagnose falsch sein;
ebenso falsch würde sie sein, we,mn es sich mm- die Niterfen handeln
würde. Denn an diesen verspüre ich auch nichts.
Bruck: Gehen Sie noch einmal sämtliche Regionen, Organe und
Teile des Körpers methodisch durch. Der menschliche Körper besteht
von oben angefangen aus Kopf, Rumpf und Extremitäten, Armen und
Beinen. Kontrollieren Sie alles genau, vielleicht können Sie noch etwas
finden. i
Med.: Ich will zu erforschen versuchen, worauf das Gefühl, das
ich habe, zurückzuführen ist.
Bruck: Ich will mich besonders scharf auf den Fall konzentrieren.
Ich sehe ihn vor mir, wje'ich ihn, heu/te früh gesejiqn habe (zeichnet
dabei etwras auf ein Blatt Papier). Ich zeichne den Fall jetzt auf. (Das
Medium greift sich an den Nacken und .Lendenpartien und stöhnt.) Ich
habe ein Bild dieses Falles gezeichnet. Es befindet sich in diesem Buch.
*) A n m.: Die Protokolle von Fall 1 und 4 sind im Auszug von
Herrn Münk im „Berliner Lokalanzeiger" vom 5. Juni 1923 ohne vorherige
Fühlungnahme mit mir und bevor ich die Protokolle gesehen
habe, veröffentlicht worden. Jch erkläre, daß ich dieser Veröffentlichung
fernstehe, und sie insofern bedaure, als die beiden angezogenen
Fälle aus dem Zusammenhang gerissen, nicht genügend Beweiskraft
besitzen. Auch erschien mir eine Publikation, noch dazu in feuilleto-
nistischer Form vor Abschluß meiner Arbeit, nicht wünschenswert. Ich
hatte Herrn Münks, der als Berichterstatter meinem Vortrag in der
D. G. W. O. beiwohnte, gestattet, zu seiner Orientierung an der Sitzung
vom 26. Mai teilzunehmen.
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