Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 4
(PDF, 206 MB)
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4 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1925.)

Wenn man die sog. Blastula des Seeigels, d. h. den aus etwa iooo
Zellen bestehenden kugelförmigen Keim beliebig halbiert oder ihm beliebig
viel Zellen, etwa i5o, irgendwo entnimmt, so erhält man aus den
Hälften bzw. aus dem verletzten großen Bruchstück, also etwa den 85o
Zellen, stets einen normalen ganzen Organismus. Hier sind auch offenbar
alle Zellen äquipotential, denn die Entnahme war ja nach Zahl und
nach Ort der weggeschnittenen Zellen g a n z b e 1 i e b i g.

Aber alles, was wir bisher „äquipotential ' genannt haben, ist nun
darum doch nicht dasselbe. Es gibt Aequipotentialität in zwei verschiedenen
Formen.

Wenn die beiden oder die vier ersten Furchungszellen jede für
sich das Ganze liefern können, so sind sie eben äquipotential mit Rücksicht
auf die Lieferung dieses Ganzen: jede kann gleichermaßen das
komplexe Ganze liefern. Reden wir also kurz von komplexer
Aequipotentialität.

Wenn dagegen beliebige Teile der Blastula den vollständigen ganzen
Organismus aus sich erzeugen, so liegt offenbar alles anders. Aequipotentialität
freilich ist vorhanden: jede der iooo Zellen hat das gleiche
Vermögen zur Formbildung, denn Ort und Zahl der herausgenommenen
Zellen war ja beliebig. Aber der Inhalt der morphogenetischen Potenz
erstreckt sich hier nicht auf das komplexe Ganze, sondern auf Einzelheiten
in diesem Ganzen. Nicht vermag jede der etwa iooo Blastula-
zellen gleichermaßen das Ganze zu leisten, wohl aber gleichermaßen
jede in Frage kommende Einzelheit der Formbildung. Wir könnten
daher von „singulärer" Aequipotentialität reden. Aber ein anderer Name
erscheint noch geeigneter: Man beachte, daß es bei den Versuchen an
der Blastula, welche jetzt zur Diskussion stehen, Gesamtheiten von
Zellen sind, nicht isolierte Zellen, welchen nach vollzogener Operation
die Formbildung obliegt. Diese Gesamtheiten, obwohl nach Ursprungsort
und nach Zahl der Konstituenten beliebig, liefern jeweils
zusammen das Ganze. Das ist nur denkbar, wenn jedes Glied der
Gesamtheit, also jede einzelne Zelle, in Harmonie mit allen anderen
in jedem Falle arbeitet. Die Zellen der Blastula sind also erstens
mit Rücksicht auf Einzelnes, wie wir gesehen haben, äquipotential,
zweitens arbeiten sie in jedem durch den experimentellen Eingriff gesetzten
Fall harmonisch zusammen. Reden wir also von harmonischer
Aequipotentialität und nennen wir eine solche Zellengesamtheit
, wie die Blastula sie darstellt, ein harmonisch-
äquipotentielles System.

Komplexe und harmonische Aequipotentialität können nebeneinander
an Zellsystemen einherlaufen: das vierzellige Stadium der Furchung
z. B. ist komplex-äquipotential, insofern jede der vier Zellen
gleichermaßen „das Ganze" liefern kann. Es ist aber auch harmonischäquipotential
, denn beliebige drei der vier Zellen zusammengenommen
können auch das Ganze erzeugen.

c) Wir sagen einige Worte über das Vorkommen äquipotentieller
Systeme im Tier- und Pflanzenreich.


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