Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 8
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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8 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1925.)

Das seltsamste Phänomen aus dem Bereiche histologischer Anpassung
, z. B. von Pflanzen an Feuchtigkeit, Trockenheit, Salinität des
Mediums, Druck, Zug usw., ist wohl dieses, daß hier nie die schon funktionierenden
und schon histologisch ausgeprägten Zellen, sondern indifferente
, sogenannte „embryonale" Zellen adaptiv reagieren
durch spezifische histologische Ausgestaltung. Und zwar kann eine Zelle
ganz verschiedenes leisten je nach ./Bedürfnis". Man möchte von adaptiver
A e q u i p o t e n t i a 1 i t ä l reden.

2. Der Beweis aus der Analyse der Handlung.

Ein dritter echter Beweis des Vitalismus ergibt sich aus der Analyse
der menschlichen Handlung, also auf einer dem schon Ausgeführten
gegenüber durchaus neuen Grundlage.

Wir analysieren den handelnden Menschen; aber wir tun
es nicht psychologisch, sondern rein naturwissenschaftlich. Er ist uns
ein „materielles System"; wir studieren die Gesetze, welches dieses System
beherrschen, ohne irgendeine Anleihe bei der Psychologie zu
machen, ja ohne psychologische Worte zu verwenden.

Populär sagen wir, ein Mensch handle auf Grund seines Gedächtnisses
, seiner Erfahrung, seines Verstehens. Diese Worte sind uns aber
verboten.

Wir sagen folgendes:

Das Handlungs vermögen irgendeines Menschen zu dieser Zeit
stellt eine historisch erworbene Basis für künftige Reaktionen
dar. Alles, was je dem Menschen zustieß — (was er „hörte" z. B. oder
„las", populär gesprochen) — hat in seiner Zufälligkeit und Beliebigkeit
diese Basis geschaffen. Aber nun doch nicht so wie auch die „historische
Reaktionsbasis" eines Phonographen durch äußere Zufälligkeiten
geschaffen ist. Der Phonograph nämlich gibt nur empfangene Spezifika
als dieselben Spezifika zurückwerfend wieder. Der Mensch löst
empfangene Spezifika in ihre Elemente auf, um sie neu zusammenzusetzen
, um sie zu „verwerten".

Man sieht es: Wir haben naturtheoretisch zerlegt, was psychologisch
„Gedächtnis" und „Erfahrung" heißt.

Jede einzelne Handlungs Verwirklichung eines Menschen
spielt sich auf dieser zufällig-historisch erworbenen Basis ab. Sie selbst
als Verwirklichung folgt aber nun noch einem zweiten Prinzip, das ich
das Prinzip der individuellen Zuordn u n g zwischen Reiz
und Reaktion genannt habe.

Die zusammengesetzten Reize, welche Handlungen auslösen, also
etwa ein „gehörter" Satz bei einer Konversation, und die zusammengesetzte
Reaktion, in welcher eben die Handlung besteht, also etwa bei
einer Konversation die „Antwort", sind nämlich nicht stückweise einander
zugeordnet, sondern sind Ganze, sind Individualitäten.
Ein französisch, deutsch, englisch, chinesisch gesprochener Satz, physikalisch
ganz und gar verschieden, wirken als dasselbe, weil sie
eben — denselben „Sinn" haben.


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