Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 30
(PDF, 206 MB)
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30 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1925.)

Wenn nun die Fläche, also ein Nichts, im Winkel zu ihren beiden
Dimensionen bewegt wird, entsteht dann ein Körper? Nein, sondern
wiederum ein Nichts, und erst der Aufbau von Stoff auf der Fläche
läßt den Körper werden. Das Auge sieht, die Hand fühlt nur den
Stoff, der Geist empfindet, erkennt und begreift die Grenzen
desselben, d. h. seiner Stoffwahrnehmung, nachdem er mit den Sinnen
durch Bewegung sie gesucht hat. Die Stoffbegrenzung ruft ihm ein
Halt der Bewegung zu. Nicht an der Stoffbeschaffenheit, sondern an
den Stoff grenzen erkennt er die Körperlichkeit; er findet seine drei
(ihm unbegreiflichen) Raumelemente: Punkte, Linien und Flächen
(statt einer Fläche), in ihnen wieder und kann sich dem Zwange nicht
entziehen, diese vermeintlichen „Begriffe" untrennbar an den Stoff
zu knüpfen, obgleich dieser nicht damit gemeint ist. Dabei ist »es
wichtig, daß es nicht die absoluten Richtungen im Weltali sind, die
durch die Dimensionen bezeichnet werden sollen, sondern nur die
Lageverhältnisse ihrer Bewegungsrichtungen zueinander. Liegen sie je
rechtwinklig zu den beiden anderen, wie beim Körper, dann ist die
Möglichkeit noch weiterer Richtungen, die in jenen drei nicht einbegriffen
wären, allerdings erschöpft. Aber es gibt auch einen Fall,
in dem die Ausdehnungsrichtungen nicht erkannt, ihr Lagenverhältnis
zueinander daher nicht festgestellt werden kann.

Die Gebundenheit an den Stoff und seine Bewegung führt die
Raum suchende Vernunft oft insofern irre, als letztere schließt, die
Dimensionen haften am Stoff, und da an diesem nur drei E'imensionen
zu erkennen sind, könne es keine weitere geben. Macht man sich von
diesem Glauben frei und sagt: Nicht nur der Raum als Ganzes, sondern
auch seine Elemente, die Dimensionen, sind vom Stoffe unabhängig
, sind unwillkürliche Geistestätigkeiten, Empfindungen, deren
Ursprung anerkannt ist, Notwendigkeiten zwar zur Erkennung des Stoffes
, aber auch da wirksam, wo kein wahrnehmbarer Stoff vorhanden ist,
dann gelangt man zu dem Schluß, daß ein Körper nur drei Dimensionen
hat, deren Erkennung uns durch seine stofflichen Begrenzungen
aufgezwungen wird, daß aber da, wo die Begrenzungen fehlen, unsere
physikalische Auffassung des Begriffes „Dimension1' nicht mehr zutrifft
. Dann tritt an die Stelle des stofflichen Körpers die (scheinbare)
Leere, an Stelle der Bewegungen die Grenzenlosigkeit, Unendlichkeit, an
Stelle der Wahrnehmung die Theorie, an Stelle der Physik die Philosophie
. Verschwindet ein dreidimensionaler Körper plötzlich aus dem
Dasein, so verschwinden mit ihm auch „seine" drei Dimensionen, denn
sie hafteten an ihm. An ihre Stelle tritt die Unendlichkeit. Sie aber ist
n i c h t etwa ein Nichts, sondern sie ist, wenngleich f ür unsere Vernunft
unbegreiflich; sie ist das Gegenteil von dem ebenfalls unbegreiflichen
Nichts.

Im rein philosophischen Sinne ist die Unendlichkeit unbedingt eine
Dimension, die sich aber wesentlich von den drei körperlichen unterscheidet
, denn ihre Begründung durch Ausdehnungsrichtungen ist nicht
angängig, weil unser Begriff „Ausdehnung" nur den Stoff betreffen


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