Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 46
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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46 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1925.)

Seitdem ist im Hause der Frau v. S. naturgemäß häufig von Reese
die Rede. Ihre Tochter K. hat an nicht näher zu bezeichnender, verborgener
Stelle ein Muttermal; sie sagt eines Tages herausfordernd
zu Frau v. S.: „Wenn Reese wirklich hellsehen kann, danin muß er
auch dieses Muttermal erkennen."

Etwa vier Wochen, nachdem diese Aeußerung gefallen ist, erscheint
Reese völlig unerwartet auf dem Plane. Da er Frau v. S.
nicht zu Hause antrifft, sucht er ihrer, einem Hinweis an der Korridortür
folgend, bei ihrer Tante, Gräfin P., habhaft zu werden. Er trifft
sie auch dort nicht an, läßt sich aber dadurch nicht abschrecken, sondern
richtet sich, zum Entsetzen der Gräfin, darauf ein, sie dort zu
erwarten. Er benimmt sich dabei einigermaßen auffällig. Es ist heiß.
Er zieht sich also höchst ungeniert Rock und Kragen aus, stürzt sich
auf ein Glas Wasser und dann erst stellt er sich vor. Nun geht er
an eine Etagere, nimmt unter etwa fünfzig Photographien die der
Frau v. S. heraus mit den Worten: das ist die Frau, die ich suche.

Endlich ist Frau v. S. zur Stelle; bald darauf auch ihre Tochter K.
Sobald K. ins Zimmer tritt, wendet sich Reese an Frau v. S.: „Gnädige
Frau, was habe ich hier am Hals?" Antwort: „Ein Muttermal/*
Reese: „Solch ein Muttermal hat Ihre Tochter am Ende der Wirbelsäule
." Frau v. S. fügte hier ihrem Bericht an mich ausdrücklich
hinzu, daß sie, während er das sagte, ein auffallendes Arbeiten an
seinem Schädel wahrgenommen habe. Dieselbe Beobachtung haben,
soweit ich feststellen kann, die meisten Personen gemacht, die mit
Reese in dieser Art zu tun hatten.

Die nächste Phase des Gesprächs möchte ich nur auszugsweise
wiedergeben. K. muß das Zimmer verlassen, und Reese sagt Frau
v. S., daß sich ihr sorgenvolles und gequältes Dasein aus einem Fluch
herschreibe, den ihre Großmutter über sie ausgesprochen habe. Er
entwickelt dabei eine verblüffende Kenntnis der Familienverhältnisse
der Frau v. S. und bringt die intimsten Angelegenheiten aus einem
Jahrzehnte zurückliegenden Erbprozesse zur Sprache, Einzelheiten, die
Frau v. S. völlig unbekannt sind, sich aber bei späteren Nachforschungen
als genau zutreffend herausstellen. Am Schluß dieser Aussprache
schreibt er eine Zauberformel auf einen Zettel,, murmelt einige unverständliche
Sprüche und verbrennt das Papier. Die Asche wird in
einen Handschuhfinger gebunden und Frau v. S. als Talisman zur Aufbewahrung
übergeben.

Nun folgt das Zettelschreiben, das aber in der ganzen Aufmachung
wesentlich abweicht von den Formen, die Reese in vielen anderen
Fällen anwandte. Der von B. angenommene Trick (Auswechseln eines
Zettels durch einen anderen, Lesen der Zettel unterm Tisch) bleibt dabei
auf alle Fälle völlig ausgeschlossen. Jede der drei Damen, Gräfin P.,
Frau v. S., K. v. S., beschreibt drei Zettel, und zwar außerhalb des
Zimmers in dem Reese sitzt. Die neun Zettel, sämtlich Fragen enthaltend
, werden auf einem Teller gesammelt und von Frau v. S. auf
dem Teller verbrannt. Dann erst tritt Reese, der bisher abseits saß,
hinzu, und bläst die Asche der verbrannten Zetfel in die Luft Darauf
nennt er die Fragen der Reihe nach und beantwortet sie. Das Lesen
des Wortlauts der Fragen klappte tadellos bis auf eine Ungenauigkeit
in der Entzifferung eines Vokals in einem Namen. Die Antworten
waren, mindestens zum Teil, unzutreffend und belieb'g. Alles, was
sich auf die Zukunft bezog, erwies sich als haltloses Gerede.

Reese verlangte für diese Leistung kein Honorar, erbat sich aber
ein Andenken.

Tags darauf wollte eine Freundin von Frau v. S. die Dienste
Professor Reeses in Anspruch nehmen, wurde aber mit der Begründung
abgewiesen, daß er nur ganz bestimmten Menschen etwas zu
sagen habe. Dafür gab aber Reese an anderer Stelle in Hamburg ein


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