Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 48
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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48 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1925.)

man sich zuerst darüber einigen, ob man ein individuelles oder ein
überindividuelles Unbewußte (Groddek, Giese) annimmt.

Ich glaube, daß auch für das Verständnis der Telekinese und
der Materialisationsphänomene psychoanalytische Begriffe nützlich sein
können. Die bei letztgenannten beobachteten Vorgänge werden beschrieben
als eine Verlegung nach außen (vom Teleplasma), eine Verdichtung
und schließlich eine Gestaltung mit symbolischer Bedeutung,
kurz eine Symbolisierung.

Die drei genannten Mechanismen der Verschiebung (Verlegung),
Verdichtung und Symbolisierung sind die wichtigsten, mit denen die
Psychoanalyse seit je die Gestaltungen der Psyche zu erklären versucht
hat. Die lebendige Energie, von der Psa.*) „Libido" genannt,
in der menschlichen Psyche im wesentlichen in erotischer und destruktiver
Libido differenziert und im Aufbau der Organe zum Teil fest
gebunden (Organlibido), ist jenen Mechanismen unterworfen. Ein bedeutender
Teil Libido, aber keineswegs die gesamte, wird im allgemeinen
für die Fortpflanzung verbraucht. Die zu beobachtende Gleichheit
der Mechanismen im psychischen und parapsychischen Geschehen,
wobei die symbolische Gestaltung das wichtigste ist, scheint mir den
Schluß auf die Identität der in beiden Phäncmengebieten wirksamen
Energien zu rechtfertigen.

In den telekinetischen Phänomenen könnte Libido als Energie
(eventuell ohne Materialisation) wirksam sein; Teleplasma wäre bereits
zur Materie verdichtete Libido (Primärer Schöpfungsvorgang nach
Prot. Blacher). Die Yoga-Uebungen, die parapsychische Phänomene
ermöglichen sollen, das klösterliche Milieu der Stigmatisationen und
die Eigenart des Trancezustandes sprechen gleichfalls für die Bedeutung
der Libidoverteilung für das Zustandekommen parapsychischer
Phänomene.

Diese Betrachtungsweise würde manches verständlicher machen.
Das reziproke Verhältnis zwischen zu beobachtenden energetischen
Wirkungen und Materialisationen in parapsychischen Sitzungen. Die
Tatsache, daß Pubertät und Klimakterium die besten Medien Hefern
und ferner die beobachteten Beziehungen zwischen Materialisationen
und physiologischen Vorgängen in der Sexualsphäre des Mediums.

Für die Materialisationsphänomene wären weder eine spezifische
Energie noch neue Mechanismen anzunehmen. Das Besondere läge
nur in einer quantitativen Verschiedenheit von den uns bereits
bekannten Phänomenen der Psyche. Fortpflanzung und parapsychische
Schöpfung wären zwei Spezialfälle der vielfachen, möglichen Auswirkungen
der Libido. — Diese Gedankengänge könnten auch für die
Gestaltung der experimentellen Forschung meines Erachtens befruchtend
wirken. Die fortschreitende psa. Forschung hat übrigens auch
dazu geführt, daß Freud neuerdings (das Ich und das Es) die Libido-
theorie im Sinne des Vitalismus ausgestaltet hat.

Die Anerkennung parapsychischer Phänomerte müßte rückwirkend
eine sehr wesentliche Ueberdeterminierung der bisherigen, psa. Erklärungsweisen
zur Folge haben. — Die primitiven Animisten hätten
dann mit ihren Anschauungen von der möglichen seelischen Beeinflussung
anderer durch Gedanken, wenn auch nicht in der von ihnen
so übertriebenen und verzerrten Weise, so doch im Prinzip recht.
(Der ganze Vortrag erscheint demnächst in Kronfelds Sammlung:
Kleine Schriften zur Seelenkunde.)

In der Diskussion wandten sich Sanitätsrat Koerber und Dr v. Hatting-
berg gegen die Annahme der Verlegung der Libido außerhalb des

*) Psychoanalyse.

tasf. f Grenzgeb,
der Psychologie


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