Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 51
(PDF, 206 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kleine Mitteilungen.

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gewellt auf der Unterlage aufliegt. Wenn vor dem Experiment helles
Licht auf letztere einwirkt, so nimmt die Leuchtfarbe es auf und gibt
es im Dunkeln wieder ab. Der Schleier mit dem gemalten Gesicht ist
also transparent beleuchtet. Zu den Experimenten ist völlige Dunkel«
lieit notwendig:"

Professor Sommer gibt also den betrügerischen Materialisationsmedien
das alte vorzügliche Rezept öffentlich bekannt, um Jahre hindurch
die gläubigen Zirkelteilnehmer täuschen zu können. Ein Teil
der Experimentalpsychologie beschäftigt sich bekanntlich lediglich mit
den Täuschungen der Sinne und besitzen die psychologischen Laboratorien
eine Spezialsammlung von Apparaten einfacher wie auch komplizierter
Art, die erweisen sollen, daß das Urteil des Gesichts-, Gehörs-
ttnd Tastsinnes regelmäßigen Irrtümern unterworfen ist. Besonders
der Gesichtssinn urteilt bei vielen dieser Experimente vollkommen
falsch. Mit seiner Leuchtmaske hat nun Professor Sommer mit Studenten
und anderen Versuchspersonen experimentiert und das Ergebnis
war grundverschieden, weshalb die Beobachtungen der Teilnehmer
an wirklichen Materialisations-Experimenten durchaus zurückhaltend
bewertet werden müssen. Bei Professor Sommers „Materialisation"*
sahen einige nur einen Lichtschein, andere erkannten deutlich ein
leuchtendes Gesicht, wieder andere behaupteten, daß dieses Gesicht
dreidimensional sei, manche, daß es als leuchtendes Bild, also zweidimensional
, erscheine. Interessant sind die Aussagen der Versuchsperson
, daß das Bild „geisterhaft" wirke, obwohl sie genau wrußten,
daß es künstlich hervorgerufen worden war. Selbst Prof. Sommer,
der Urheber der Vortäuschung, gibt zu, daß er bei der Betrachtung
sich öfter von dem Eindruck des Geisterhaften nicht befreien konnte.
Die rein gefühlsmäßigen Urteile zwischen „wirklich" oder „nichtwirklich
" zeigten bei den Versuchspersonen durchaus keine Klarheit»

Um die subjektiven Erscheinungen besser vergleichen zu können,
wiederholte Prof. Sommer diev Experimente in einer Dunkelkammer,
in die drei bis vier Personen gleichzeitig eingelassen wurden, vor
denen dann das Bild etwa eineinhalb Minuten exponiert wurde. Auch
bei diesem Versuche zeigte sich die Verschiedenheit der Auffassung
der Versuchspersonen ganz offenbar. Eine Versuchsperson sah einen
weißen Fleck, die Malerin des Bildes sah einen an den Rändern unregelmäßigen
Fleck. Andere Versuchspersonen hatten den deutlichen
Eindruck eines Gesichtes. Der eine glaubte ein altes Mütterchen mit
Kopftuch, ein anderer das Profil eines älteren Herrn zu sehen. Eine
der Versuchspersonen sah zuerst einen weißen Fleck, scheinbar einen
Kopf, dann schien sich das Bild zu verändern bzw. zu drehen, es
wurde zum Kopf eines Herrn mit einer weißen Haube, und dieser Kopi
wandelte sich allmählich in den Kopf einer alten Frau.

Auffallend ist die verschiedene Auffassung des Geschlechts der
„Phantombildung'", was vielleicht die Erklärung dafür gibt, daß gläubige
Zirkelteilnehmer bei schwindelhaften Medien Ihre eigenen Angehörigen
zu sehen glaubten, ja deutlich gesehen haben wollen. Die
Malerin des Versuchsobjekts von Prof. Sommer hatte sich beim Malen
des Bildes einen Frauenkopf vorgestellt, man kann ihn jedoch ebenso
als Kopf eines alten Mannes auffassen, wahrscheinlich da das schwache
Licht Täuschungen in hohem Maße zuläßt. All dies gibt eine neue
Mahnung zur größten Vorsicht und strengsten Selbstkritik bei der
Verwendung von subjektiven Eindrücken im Verlaufe mediumistischer
Sitzungen.

Beschämend ist auch die Tatsache, daß sogar photographierte
„Phantome", bei denen es sich um willkürliche künstliche Täuschungen
des „Geisterphotographen" für experimentelle Zwecke handelte,
als Angehörige der betreffenden Versuchspersonen von diesen selbst
»erkauft?.', wurden. Von einem amerikauischea Spiritisten ,erjhielt ich

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