Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 58
(PDF, 206 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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58

Psychische Studien. LH. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1925.)

Literaturangaben versehen, aber doch unter Wahrung der Vortragsform
erschienen.

Zwei Gedanken geben der tiefgründigen, eigenartigen Arbeit des
Philosophen ihr eigentümliches Gepräge: Einmal der Versuch, den
bei den bisherigen in der okkultistischen Literatur vertretenen Hypothesen
zur Erklärung der okkulten Tatsachen noch zwei neue, gewissermaßen
zwischen diesen beiden erstgenannten in der Mitte
stehenden hinzuzufügen, die von der Persönlichkeitsspaltung und die
von der nur während des medialen Vorgangs sich vollziehenden,
Individualisierung der abgeschiedenen Seele, die für die übrige Zeit
mit Gott zu einer Einheit verschmolzen sei. Diese zwei Hypothesen
scheinen mir freilich gekünstelt und unnatürlich zu sein, besonders die
zweite, während die erste den Tatsachen, z. B. denen des Spuks in
keiner Weise gerecht wird. Immerhin ist der Versuch Oesterreichs,
über die rein animistische Erklärungsweise, die er noch in seinen bisherigen
Schriften vertreten hatte, hinauszugehen, zu begrüßen. Ein
Stehenbleiben bei diesen beiden Erklärungsweisen scheint mir jedoch
auf die Dauer kaum möglich zu sein. Entweder wieder zurück zur
animistischen oder vorwärts zur spiritistischen Deutung hin! Ein drittes
wird schwerlich möglich sein.

Ausgezeichnet dagegen ist der zweite Grundgedanke der Schrift,
der von der geradezu umwälzenden Bedeutung der Parapsychoiogie
in philosophischer Hinsicht. Vitalismus und Okkultismus führen zusammen
ein neues Zetta ter, in dem im Gegensatz zu der Zeit von Galilei
bis zur Gegenwart das Geistige zu seinem vollen Recht kommt und damit erst
die Grundforderungen der Humanität verwirklicht werden können, herbei.

Sowohl vom erkenntnis-theoretischen wie vom metaphysischen
Standpunkt aus ist der Okkultismus die wichtigste aller bisher gemachten
Entdeckungen. Selbst unser religiöses Leben wird aufs tiefste
durch ihn umgestaltet und das Erleben der mittelalterlichen Mystiker
wird nach langer Verkennung durch den Rationalismus wieder in seine
Rechte eingesetzt. So enthält die Oesterreich sehe Schrift eine Fülle
wertvoller Anregungen weit über den Rahmen einer rein okkultistischen
Spezialarbeit hinaus. Dr. G. Z e 11 e r.

Flinker, Friedrieb. U eher Wirklichkei t und Logik. Franz
Mühldort, Cernauti (Rumänien), 1924. 112 S.

Verfasser gibt in schwungvoller, gefühlsreicher Darstellung eine
kritische Würdigung der Philosophie seines Lehrers Richard Wahle, den
er nicht als Positivisten angesprochen sehen will, sondern als solipsisti-
schen Realisten — wobei er dann aber mit Recht einen unlöslichen
Widerspruch in der Vereinigung dieser beiden heterogenen Standpunkte
feststellt und an ihm' resigniert. Die eigenartige denkerische Persönlichkeit
des in Deutschland merkwürdig resonanzlos gebliebenen Wahle
kommt in dieser kritischen Auseinandersetzung schön zur Erscheinung.
Wahle steht den bei uns bekannten Denkern Avenarius und Ziehen philosophisch
nahe, ist aber, wie mir scheint, tiefer %als ersterer und scharfsinniger
als letzterer. Seine philosophische Grundrichtung ist aber wohl
bereits durch Kants Widerlegung des subjektiven Idealimus Berkeleys
für die Weiterentwicklung der Philosophie ihrer Tragweite beraubt.
Auch IVerfasser gerät am Schlüsse seiner Darlegungen nicht an einen
befriedigenden Abschluß, sondern an die Pfosten unlösbaren Zweifels:
„Und wenn man mir vorhält, daß die absolute Gültigkeit auch der
Relativität ein Widerspruch sei, so wird mir erst recht schwindlig werden
vor lauter Lüge." „Ob es für mich ein aibsolutes Denken gibt,
eine Religion Christi?. Ich-weiß es nicht! Doch ich will suchen!" Er
hätte wohi daran getan, Windelbands Wort zu beherzigen, das er auf
den antignostischen Realismus Wahles selber anwendet: zu beherzigen,
ob es sich nicht nur um „sehr brauchbare, sehr wirksame und sehr zweckmäßige
Unwahrheiten" handelt! Kronfeld, Berlin.


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