Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 73
(PDF, 206 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Reddingius: Zur Rehabilitierung des Uebernatürlichen.

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sierung der Eklektiker hingegen führt dazu, daß sie neues ausdenken,
ihm die Bahn brechen und versuchen, ihre Auffassung zur herrschenden
zu erheben. Dafür aber brauchen sie die den Herdenwesen imponierende
Autorität, welche sie erlangen, wenn einmal eine eklektische
Autorität ihre Ideen aufnimmt.

Von den Autoritätsgläubigen kann man nicht nur keine Neugestaltung
, sondern auch keine selbständige Würdigung neuer Ideen auf
irgendeinem Gebiet erwarten. Wenn man sie aber Misoneisten nennt,
tut man ihnen Unrecht, denn sogar das Allerneueste können sie annehmen
, wenn es nur von einer Autorität stammt oder begünstigt wird.
Bloß die noch nicht autorisierten Ideen lehnen sie ab, wobei, wenn
diese von Nichtfachleuten oder Liebhabern geäußert werden, ihre dünkelhafte
Geringschätzung keine Grenzen kennt. Und doch hat, wie man
weiß, auf allen Gebieten die Wissenschaft gerade den Liebhabern, weil
diese weniger eingeschult sind und deshalb freier denken können, manches
zu verdanken. ,

Wenn man also Autoritätsgläubige in die Schriftleitung der wissenschaftlichen
Zeitschriften und in die Kommissionen für die Beurteilung
von Preisschriften, Dissertationen usw. wählt, setzt man den Bock
zum Gärtner. Dieses aber geschieht tagtäglich; an solchen Zensurstellen
haben gerade die Autoritätsverehrer den größten Einfluß. Sonderbar
ist das nicht, denn sie passen sich dem gemeinschaftlichen Leben viel
besser an und sind im allgemeinen tüchtiger als die Eklektiker, weil sie,
inf olge ihrer im Herdeninstinkt des Autoritätsglaubens wurzelnden Folgsamkeit
, sich besser haben dress^ren lassen.

Schon unter den Studenten kann man die ihren Lehrern und Lehrbüchern
alles Glaubenden von einer kleinen Minorität kritischer Köpfe
unterscheiden. Jene können sich, wenn sie wißbegierig sind und dabei
Fassungsgabe und Talent haben, zu den angesehensten Wissenschaftlern
entwickeln und mit ihren, viel Geduld fordernden (oft aber fast zwecklosen
) wissenschaf tlichen und philosophischen Untersuchungen gewöhnlich
viel besser fertig werden als die immer das „wozu" im Munde führenden
Eklektiker. Nimmt es uns da Wunder, daß meistens gerade
Autoritätsgläubige zu Professoren werden, und daß diese, infolge ihres
Zusammendenkens und geselligen Zusammenhaltens — die originell
denkenden Eklektiker stehen meistens, wegen der Unberechenbarkeit
ihres Denkens, vereinsrimt da — sich der Leitung der wissenschaftlichen
und populär-wissenschaftlichen Zeitschriften bemächtigen und als Ratgeber
der maßgebenden populären Zeitschriften auftreten?

Zum selbständigen Urteil, wie zu jedem ursprünglichen Denken,
gehört Phantasie, die freilich nur bei Anwesenheit genügender Kenntnisse
fruchtbar wird. Fast in jedem Kinde wirkt sie . Allmählich, am
gründlichsten wohl in der Schule, wird das kindliche Phantasieren ersetzt
durch das disziplinierte Denken, welches nur die Reproduktion erlernter
Verhältnisse gestattet. Nur wer nicht allein in seinen Träumen,
gondern auch im vollbewußten Denken, in dieser Hinsicht ein Kind
geblieben ist, kann ursprünglicher Denker und Erfinder sein. Der Ana-


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