Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 184
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0188
184 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 3. Heft. (März 1925.)

Befunde stehen im Einklang mit Befunden anderer Autoren (Durviiie,
Kochas, Airutz). Dieser neue Nachweis einer „biologischen
Strahlung4* verdient eingenende Beachtung. S.

Friedrich Heiler. Sadhu Sundar Singh. Ein Apostel des Ostens und

Westens. München 1924. Verlag Ernst Reinhardt, üeh. 8.60 M.

Das mit einer ganzen Anzahl guter Photographien ausgestattete
Buch behandelt eine der bekanntesten und wirksamsten religiösen Gestalten
des gegenwartigen Indien. Auer Politisierung ungeachtet bleibt
Indien vorlautig immer noch, was es bisher durcn seine ganze Ge-
schichte gewesen ist, ein spezifisch religiöses Land. Was die indische
Seele am stärksten üewegt, ist nicht w lssenschaft, nicht Politik, nicht
Wirtschaft, kurz keine der das moderne Europa allein nocn tief
erregenden Fragen, sondern Religion. Es allein gewahrt dem Forscher
noch unmittelbaren Einblick in eine Geisteskonstitution, die einst
Jahrhunderte lang auch in Europa bestanden hat.

In Sadhu Sundhar Singh haöen wir einen indischen Christen vor
uns, der uns wie eine Gestalt aus der Frühzeit des Christentums anmutet
, seinem persönlichen Wesen nach wie auch in seinen intellek-
uelien Ueberzeugungen. Nicht auf Parteiversammiungen des „Evangelischen
Bundes", nicht aus fein ziselierten, historisch-philologisch
durchgearbeiteten Predigten kann man am lebendigen Objekt erfahren,
was eigentlich in der Geschichte Religion ist, viel oesser ist dazu eine
Gestalt wie der Sadhu geeignet. Gewiß man kann es auch erfahren,
wenn man in den Acta Sanctorum liest, aber wieviel eindrucksvoller
ist doch die Wirkung, wenn ein lebender Mensch solcher Art, sei es
auch nur im literarischen Bilde, uns vor Augen tritt. Ein englisches
Dienstmädchen sagte, als der Sadhu an der Haustür geläutet und
seinen Namen genannt hatte, voll Staunens seiner Herrschaft: „Da
ist jemand, der Sie sprechen möchte; seinen Namen kann ich nicht
verstehen, aber er sieht aus wie Jesus Christus/4

Heiler ist auf Grund der erreichbaren Quellen der Lebensgeschichte
des Sadhu, der auch nach Europa gekommen ist und sich vom
Leben der Europäer je länger desto intensiver abgestoßen fühlte,
seinen religiösen Erlebnissen und seinen intellektuellen Ueberzeugungen
bis ins Einzelne nachgegangen. Die Persönlichkeit des Sadhu
stellt eine eigenartige Synthese von kontemplativ ekstatischem und
aktiv sittlichem Leben dar, das Verfolgung und Martyrium mehr sucht
als meidet. Es überrascht nicht, daß der Sadhu das Wunder als eine
alltägliche Sache betrachtet und auch in Visionen Einblicke in eine
höhere Welt getan haben will, wie er denn auch Jesus von Angesicht
zu Angesicht gesehen zu haben glaubt. Er ist eben in jedem Zug
seines Wesens ein Mensch einer ecnt religiösen Sphäre.

Bemerkenswert ist, daß Heiler im wesentlichen diese Ueberzeugungen
des Sadhu teilt.

Es braucht kaum gesagt zu werden, daß es vom parapsychologischen
Standpunkt von äußerstem Interesse »wäre, wenn der „Fall
Sadhu" im einzelnen nachgeprüft werden könnte. Es ist bekannt, daß
die Biographien der Heiligen aller Religionen voll von parapsychologischen
Behauptungen sind. Hier bestände vielleicht die Möglichkeit
zu wirklicher Nachprüfung. Aber freilich würde sie viel Mühe
machen und könnte nur in Indien an Ort und Stelle erfolgen. Ein
kleiner A^nsatz dazu ist nach einem kurzen Bericht, den ich in der
„Frankfurter Zeitung" (15. September 1924) las, von einem katholischen
Missionar in Indien gemacht worden. Derselbe soll zu dem
Ergebnis gekommen sein, daß Angaben des Sadhu über seine eigene
Lebensgeschichte nicht stimmen. Eine immerhin tragische Feststellung
, wenn sie zutrifft und also der Sadhu zugleich ein Psychopath
wäre, der an Pseudologia phantastica leidet.


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