Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 196
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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196 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 4. Heft. (April 1925.)

raumzeitlichen Welt auftretenden Vorgänge aus, den „diesseitigen" Bedingungen
eben dieser Welt abzuleiten, statt „jenseitige" Kräfte einer
„anderen Welt" der Erklärung zugrunde zu legen. Er gipfelt somit
in der Absage an das „Uebernatürliche" zugunsten der methodischen
Rechte des „Natürlichen", in der Leugnung des „Wunders" im Sinne
der Durchbrechung oder überirdischen Ueberholung des diesseitigen
Naturgeschehens.

Solcher methodische Monismus aber spottet seiner selbst, wenn er
vorschnell den Kreis des Möglichen mit dem bisherigen Wirklichen
gleichsetzt, statt in recht verstandener Voraussetzungsmöglichkeit, geleitet
von einem unerbittlichen Wirklichkeitssinn, die neuen ungewohnten
Erscheinungen unbefangen zu prüfen und die alten Denkformen
gegebenenfalls ihnen anzupassen. Die Geschichte der Wissenschaft
beweist mit hinreichender Deutlichkeit, daß im Schöße der „Natur
" mehr Dinge möglich sind, als die bisherige Trägheit des Denkens
vermuten ließ.

So wird mit zunehmender Einsicht in den Reichtum natürlicher
Möglichkeiten im Prinzip verständlich, was bis dahin entweder als übernatürliches
Wunder oder als „okkult" galt. Mut und Tapferkeit eines
solchen methodischen Monismus, sein Ethos, seine Energie des Wahrheitsstrebens
fordern die Bereitschaft, gleichsam Spuk und Gespenstern
furchtlos ins Auge zu schauen und sie in ihren natürlichen Entstehungsbedingungen
zu erforschen.

Ob Telepathie und Hellsehen, Telekinese und Teleplastik Wirklichkeiten
sind, ob unter gewissen Voraussetzungen ein befragter Tisch
durch Klopftöne nach einer zuvor verabredeten Zeichensprache sinnvolle
Sätze hervorbringt oder sich bewegt, ob gewisse Lichterscheinungen
durch Medien in außergewöhnlicher Weise hervorgerufen werden
können oder ob aus ihrem Munde wie auch an Stellen der Schulter
eigenartige stoffliche Massen sich bilden und zu formen vermögen:
diese und viele anderen okkulten Dinge sind gerade auf dem Standorte
eines zu Ende gedachten methodischen Monismus einfach Tatsachenfragen
, die ebensowenig durch unkritische Ungläubigkeit wie
durch unkritische Leichtgläubigkeit vorschnell entschieden werden
dürfen.

Das Prinzip des methodischen Monismus im Sinne des entschlossenen
Willens zur natürlichen Erklärung aller Erscheinungen birgt seinem
Wesen nach die Gegnerschaft gegen einen unkritischen Okkultismus in
sich, gegen voreilige Behauptung von Tatsachen, vollends gegen das
standpunkthafte Verharren beim Dunkeln. Es strebt aus dem Dämmerlicht
unkritischen Behauptens und Mutmaßens in die Helle des klaren
Denkens und begründeten Urteils. Es proklamiert demnach in gewisser
, gleich zu klärender Hinsicht den Verstand als „letzte Instanz".

Diese Proklamation ist nicht ohne Problematik. Denn es entsteht
sofort die Frage: Welcher Verstand soll den Obersten Gerichtshof in
Sachen des Okkulten bilden? Der Verstand voreingenommener und
von einem unheilbaren Dünkel befallener Menschen, die keine Gelegen-


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