Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 198
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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198 Psychischje Studien. LH. Jahrgang. 4. Heft. (April 1925.)

darin eine Einseitigkeit aus, für welche zugleich das Gefühl als eine
niedere Entwicklungsstufe gilt und demgemäß die etwaige Pflege des
Gefühlslebens, die Kultur der Innerlichkeit, neben der Verstandeskultur
keinen Eigenwert empfängt und keinen besonderen ebenso wichtigen
Gegenstand praktischer Pflege bildet. Trotz der grundsätzlichen und
strukturellen Gegnerschaft gegen die Mystik — die bei den von diesen
Naturforschern beeinflußten Schriftstellern gelegentlich in ungeschichtlicher
Weise mit „übernatürlicher" Welterklärung gleichgesetzt wird —
hat Ostwald einzelnen Problemen des Okkultismus gegenüber eine
große Aufgeschlossenheit gezeigt. So räumte er in seinen „Annalen der
Naturphilosophie" die Möglichkeit ein, daß Medien „einen Teil der
Energie", die sie in Gestalt chemischer Energien in ihrem Körper besitzen
und in bekannter Weise durch die Muskeln in mechanische Energien
transformieren können, auch derart transformieren, daß sie den
Körper verläßt und sich an anderen willkürlich gewählten Stellen betätigt
." Telekinese wäre hiernach „Sichtbarwerdung einer psychophysi-
schen Energie außerhalb des Organismus".

Weit freundlicher verhält sich zur Mystik ein anderer, gleichfalls
monistisch gerichteter Schriftsteller wie Wilhelm Bölsche, der seiner
Neuausgabe des „Cherubinischen Wandermannes" von Angelus Silesius
eine Abhandlung über den „Beruf der Mystik für unsere Zeit" vorausschickte
. Ebenso verschmäht ein in seinen weltanschaulichen Motiven
ausgesprochener monistischer Denker wie Müller-Lyer in seinem Buche
über „Den Sinn des Lebens" das Wort Mystik nicht und prägt den
gerade an dieser Stelle der besonderen Erinnerung werten, bisher ganz
unbeachteten Satz: „Gerade die Agnostik des Positivismus verleiht der
gesamten Erscheinungswelt eine unausdenkbare metaphysische Tiefe,
eine unaussprechliche Mystik, für die dem Positivisten sogar der Name
des Göttlichen als eine Anthropomorphie zu niedrig ist. Denn nicht
um die Agnostik der Gleichgültigkeit handelt es sich, sondern um die
Agnostik der Ehrfurcht. In der Meinung dieser Agnostik blickt uns aus
jedem Stein, aus dem winzigen Insekt so gut wie aus dem flimmernden
Himmelsgewölbe das Rätsel des Unfaßlichen entgegen. Sollte nun die
großartige Entwicklung der Menschheit, vom Chaos zum1 Logos der
Blick in unser Bewußtsein und die erstaunliche TJebereinstimmung
unseres Willens mit dem Streben der Menschheit, sollte alles dies der
religiösen Weihe entbehren, bloß weil die Agnosfeik sagt, daß unsere
Fassungskraft nicht über die Menschheit hinausreicht, daß wir nur im
Menschlichen die Sprache des Absoluten verstehen, daß das Unerfaßliche
unfaßlich ist und ewig bleiben wird?"

Es beleuchtet die Problemsituation der Mystik in eigenartiger
Weise, wenn sich so heftig befehdende Gruppen der Gegenwart wie
Anthroposophen und Monisten mit Vorliebe auf Goethe als ihren Ahnherrn
berufen. Die Möglichkeit einer so verschiedenartigen Auslegung
derselben Persönlichkeit beruht auf dem Reichtum der in ihr
wirksamen Motive, auf ihrem Anteil an den verschiedenen Welten. Je


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