Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 249
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Zimmer: Telepathieversuche mit Tieren und „denkende Tiere", 249

vom Spazierengehen gesprochen wird, ist er freudig erregt und manches
andere mehr. Aber es ist ja immer noch ein weiter Schritt vom sinngemäßen
Verstehen solcher Wortkomplexe, die sich häufig wiederholen,
bis zum sinngemäßen Verstehen einer komplizierten Aufgabe. Und dann
hat Bechterew auch diese Fehlerquelle erkannt und demgemäß seine
Anordnungen getroffen. In Fällen, in denen er selber die Aufgabe
stellte, tat er dies nur in Gedanken und hat nicht darüber mit den Anwesenden
gesprochen. Trotzdem löste der Hund die Aufgabe. Wer sehr
skeptisch sein will, mag ja noch das berühmte Lehmannsche unwillkürliche
Flüstern zu Hilfe nehmen. Aber es wäre doch sehr merkwürdig,
wenn der Hund ein Flüstern, so leise, daß es der Mensch nicht wahrnehmen
kann, nicht bloß hören, sondern auch dem Sinne nach verstehen
soll.

Wie wir uns auch die Sache überlegen, wir kommen nach den
Schilderungen zu keiner Erklärung, wie die Einwirkung auf den Hund
den Weg über die normalen Sinnesorgane genommen haben könnte,
und jenen Weg der Einwirkung, der die normalen Sinnesorgane umgeht
, nennen wir eben Telepathie.

Ein weiteres Moment, das positiv gewertet werden muß, ist der
Umstand, daß es Telepathie von Mensch zu Mensch gibt. Die offizielle
Wissenschaft kennt sie nicht. Dies beruht nicht darauf, daß die Experimente
, die bisher gemacht wurden, nicht beweiskräftig genug wären,
sondern darauf, daß die ablehnenden Vertreter der offiziellen Wissenschaft
die Original arbeiten nicht gelesen haben. Sie lehnen entweder die
Frage ohne Prüfung prinzipiell ab oder sie stützen sich auf die ablehnenden
Urteile von Ultraskeptikern, die die Kritik nicht mit der
nötigen Kritik zu üben verstehen. Wer auf die Quelle zurückgeht und
unvoreingenommen sine ira et studio liest, wird sich der Ueberzeugung
nicht verschließen können, daß es Telepathie von Mensch zu Mensch gibt.
Dann ist aber Telepathie von Mensch zu Tier nicht mehr so ganz absurd.

Endlich fällt schwer ins Gewicht der ganze Erscheinungskomplex
der „denkenden Tiere". Es hat mich immer gewundert, daß diese Frage
in parapsychologisch interessierten Kreisen nicht annähernd den Widerhall
gefunden hat, den sie verdient hätte. Es sei ganz kurz hier daran
erinnert, was bei ihnen eintrat: Die Pferde klopften mit den Hufen,
der Hund kratzte mit den Pfoten. Auf diesem Wege gaben die Tiere
Lösungen von komplizierten Rechenaufgaben. Aber noch mehr. Dadurch
, daß man für die Buchstaben des Alphabets bestimmte Kombinationen
von Hufschlägen oder Kratzbewegungen der Pfoten festlegte,
konnten die Tiere auch bestimmte Mitteilungen buchstabieren, von einfachen
Antworten auf gestellte Fragen bis zu selbständig verfaßten
Briefen. Der Kampf, der um die „denkenden Tiere" geführt wird,
weist in jeder Beziehung die gleichen Erscheinungen wie der Kampf
um die parapsychologisch eu Probleme auf: die Mehrzahl der Gegner auf
beiden Seiten focht mit Fanatismus, der blind macht und eine Überschätzung
der eigenen Gründe und Unterschätzung der Einwendungen
des Gegners mit sich bringt.


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