Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 252
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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252 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1925.)

Rolle wie beim Menschen. Seine Hemmungen sind also wahrscheinlich
auch geringer. Wir können somit vermuten, daß, wenn überhaupt das
Tier telepathischen Einwirkungen zugänglich ist, die Experimente leichter
als beim Menschen anzustellen sind.

Bei telepathischen Versuchen haben wir nun nicht allein den Perzipienten
, sondern auch den Agenten. Bei letzterem ist der Ausgangspunkt
der Einwirkung auch wohl kaum das Oberbewußtsein, sondern
höchstwahrscheinlich das Unterbewußtsein, und die Vermutung liegt
nahe, daß auch bei ihm das Oberbewußtsein ein Hemmnis für das Gelingen
darstellt. Der Agent gibt sich bei Versuchen alle Mühe, konzentriert
sein ganzes Wollen darauf, den Perzipienten zu beeinflussen.
Ist das nötig? Ist es nicht vielleicht sogar schädlich? Um die zweite
Frage beantworten zu können, müssen wohl noch viel Kontrollexperimente
gemacht werden. Die erste Frage können wir aber heute schon
verneinen, und zwar auf Grund der Ergebnisse beim Menschen sowohl
wie bei Tieren. Ich erinnere an die beiden zuletzt geschilderten Versuche
Flexors. Der Hund führte nicht das aus, was der Experimentator
wünschte, sondern das, was als Aufgabe für den nächsten Versuch vorgesehen
war. Wir haben hier die völlige Parallelerscheinung zu dem,
was Bruck, 1. c, pag. 33—34, schildert. Bei ihm produzierten die Versuchspersonen
eine Zeichnung, die nicht der Gegenstand für den gewünschten
, sondern für den nächsten Versuch war. Bruck bespricht die
Deutungsmöglichkeit dieser Erscheinung: entweder können wir annehmen
, daß der gesamte im Unterbewußtsein des Experimentators
enthaltene Versuchskomplex, also auch die später zu steilenden Aufgaben
, dem Perzipienten zugänglich sind oder aber daß es sich um hellseherische
Fähigkeiten des Perzipienten handelt. Die Zeichnung im
Bruckschen Versuch war schon vorher materiell vorhanden, konnte also
unter Umständen hellseherisch von der Versuchsperson wahrgenommen
werden. Bei dem Hunde aber war die zweite Aufgabe nur im Kopfe
des Experimentators, nicht materiell vorhanden. Hier kann es sich also
nur um Telepathie, nicht um Hellsehen handeln.

Jene Verschiebung der Lösungen mehrerer Aufgaben sind bei telepathischen
Versuchen längst bekannt — sie wird als „deferment" bezeichnet
—, aber in anderer Richtung, d. h. in der Weise, daß statt der
Lösung der gestellten Aufgabe die Lösung einer schon vorher gestellten
nicht gelösten erfolgt, oder daß die Lösung einer vorherigen Aufgabe
noch einmal wiederholt wird. Dieses Deferment bei 'Versuchen zwischen
Mensch und Mensch findet sich in vollkommen paralleler Weise bei den
Bechterewschen Versuchen wieder, was aus der obigen Schilderung der
Versuche hervorgeht. Das Deferment in dieser Form können wir als
Nachwirkung entweder des ober bewußten oder des unter bewußten
Will ens erklären. Wenn wir uns aber daran erinnern, daß der Hund
einmal nicht die gestellte Aufgabe löste, sondern die Lösung einer Aufgabe
brachte, die zwar besprochen, aber nicht angenommen worden war,
so werden wir eher dazu geneigt sein, eine Wirkung des unterbewußten
Willens anzunehmen.


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