Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 257
(PDF, 206 MB)
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Verweyen«: Mystik und Okkultismus.

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Mystik und Okkultismus.*)

Von Prof. der Philosophie Dr. J. M. Verweyen, Universität Bonn.

Die feindliche Haltung, die das Wort Mystik vielfach hervorruft,
die Vorstellungen und Stimmungen der ihr geltenden Absage verstärken
sich noch in hohem Grade, sobald das Wort Okkultismus laut wird. Die
Inhalte beider Worte sind zu einem in der Gegenwart geläufigen Begriffspaar
geworden. Befehdung wie Rechtfertigung des Okkultismus
fordern eine der Mystik entsprechende Betrachtung, vor allem eine
scharfe Scheidung der verschiedenen möglichen Bedeutungen.

In landläufiger, der Gegnerschaft zugrunde liegender Auslegung ist
Okkultismus, schon darin der Mystik gleichgesetzt, mit Verworrenheit,
Unklarheit, kurz mit irgendwelchen mysteriösen Dingen, darum dem
Willen zur Klarheit, insbesondere dem wissenschaftlichen Prinzip in
schroffer Spannung gegenübergestellt.

Dem Ursprung des Wortes nach deutet Okkultismus auf einen Inbegriff
von verborgenen' W irklichkeiten und ein besonderes Interesse
an ihnen. Okkult in diesem weitesten Wortsinne ist alles, was noch
irgendwie verborgen im Schöße der Welt ruht. Heute zur Selbstverständlichkeit
gewordene Entdeckungen, wie die drahtlosen Wellen oder
Röntgenstrahlen, waren noch vor einem Menschenalter „okkult". Okkultismus
wäre also in weitester Wortbedeutung die Ueberzeugung, daß
auch heute noch viele Wirklichkeiten, Tatsachen und Zusammenhänge,
Naturkräfte und Naturprozesse dem menschlichen Auge verborgen und
insofern in Dunkel gehüllt sind.

Aufgabe des Erkennens., vor allem des wissenschaftlich systematisch
und methodisch geübten Forschens ist es, den unserem Blick noch verborgenen
Teil der Wirklichkeit sichtbar zu machen, ihn nachzuweisen
und in den bisherigen Zusammenhang des Erkennens einzuordnen. Die
Geschichte der Wissenschaft ist darum nichts anderes als die Geschichte
der erfolgreichen Bemühungen, einen wachsenden Teil von ehedem verborgenen
Sachverhalten aufzudecken.

Es gibt folglich eine berechtigte Auffassung, nach welcher die
Wissenschaft auf Ueberwindung des Okkulten zielt. Dabei zeigt sich der
eigentümliche Sachverhalt, daß einerseits Okkultes, bis dahin Dunkles
und Unerforschtes die Voraussetzung der Wissenschaft und andererseits
die Ueberwindung des Okkulten ihr Ziel bildet.

Je nach der Haltung des erkennenden Menschen gegenüber dem
noch Dunklen ergeben sich folglich verschiedene mögliche Beziehungen
zwischen Wissenschaft und Okkultismus., Wissenschaftlicher Okkultismus
— wenn die Wortprägung erlaubt ist — erblickt seine Aufgajbe
darin, einen immer größeren Teil der noch ungeklärten Wirklichkeit
verständlich zu machen, zu klären und zu erhellen mit dem Lichte des
kritischen, wachen Geistes. Unwissenschaftlicher Okkultismus ist dem-

*) Ein Kapitel aus einem im "Wolkenwanderer-Verlage Leipzig demnächst
erseheinenden Buch „Betrachtungen über mystische Dinge."

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