Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 259
(PDF, 206 MB)
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Verweyen: Mystik und Okkultismus. 259

fangenheit des Subjektes, von Einbildung und Täuschung jeglicher Art;
positiv: die Bezogenheit auf einen im günstigsten Falle durch Apparate
registrier baren, im Experiment und Protokoll festgehaltenen eigengesetzlichen
Sachverhalt, demnach die Einordnung einer Behauptung in einen
bereits vorliegenden Begründungszusammenhang. In dieser Idee der
Objektivität wurzelt darum der mögliche Konflikt zwischen dem Neuen
und Alten auf dem Gebiete des Erkennens, demnach auch der Kampf
um die Tatsächlichkeit gewisser behaupteter okkulter Erscheinungen.
Zugleich folgt hieraus, daß nur beweisbare, durch Beobachtung und
Denken gestützte Behauptungen der Idee der Tatsache im kritischwissenschaftlichen
Sinne genügen. Nicht beweisbare Tatsachen sind demgegenüber
auf persönliche Erfahrung, auf individuelle Erlebnisse gestützte
Behauptungen, die nur von den Trägern gleicher Sondererlebnisse
oder überhaupt nicht von Dritten nachgeprüft und zum Gegenstande
des Beweises werden können. Eine Feststellung, die der vorschnellen
Gleichsetzung des Kreises wissenschaftlich anerkannter Tatsachen
mit der Tatsächlichkeit überhaupt wehrt und darum von nicht
geringer weltanschaulicher Bedeutsamkeit ist.

Das Vorurteil, nur die mit wissenschaftlichen oder gar exakten
experimentellen Mitteln festgestellten Tatsachen gelten zu lassen, findet
schon durch die erfolgreiche praktische Laienorientierung des Alltags
im Umkreise des Tatsächlichen seine Einschränkung. Es zeigt seine
weitere Begrenztheit darin, daß die bloße, gleichsam rohe Tatsache
(factum brutum), auch wenn es sich dabei um wissenschaftliche Ermittlungen
handelt, als solche noch nicht allen Zielen des Erkennens
genügt, lieber die bloße Tatsache hinaus ergibt sich die Frage ihrer
Deutung, ihrer theoretischen Verwertung, Zu schweigen davon, daß
etwa bei den Tatsachen menschlicher Verhaltungsweisen die Kenntnis
der Beweggründe reichlich so wichtig ist wie das bloße Wissen um die
äußeren Tatsachen. In jedem Falle schließt vollendete Tatsachenerkenntnis
Beobachtung und Deutung des Beobachteten in sich.

Die hierbei möglichen Fehlerquellen bergen den Grund zu gemeinsamen
Beziehungen zwischen Mystik und Okkultismus, welche ihre beiderseitige
mögliche Entartung in Mystizismus betrifft. Der Okkultist
wird zum Mystizisten, wenn er seine Aussagen über dunkle, noch nicht
hinreichend erforschte Gebiete mit verstiegenem Geltungsanspruche als
begründete Tatsachenurteile ausgibt. Der Mystiker wird zum Mystizisten,
indem er aus seiner gefühlsmäßigen Innerlichkeit und subjektiven
Schauung vorschnell eine gegenständliche, objektive Wirklichkeit herleitet
. Hier wie dort kann im Einzelfalle strittig sein, wo der Mystizismus
anhebt, die gesunde Mystik und der kritische Okkultismus aufhört.
Aber das formale methodische Prinzip der Unterscheidung bleibt von
solchen Einzelschwierigkeiteii unberührt, ebenso unberührt wie etwa das
Kriterium des Wahren und Falschen von den Strittigkeiten, was im gegebenen
Falle richtig ist.

Schließlich handelt es sich beim Mystizismus jeglicher Herkunft
und Art um eine vorschnelle Gleichsetzung des Subjektiven mit dem

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