Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 260
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0266
260 Psychische Studien. LH.Jahrgang. S.Heft. (Mai 1925.)

Objektiven, um eine Verwechslung der Zuständlichkeit mit der Gegenständlichkeit
Schauungen, Intuitionen, Visionen, Erlebnisse, innere Erfahrungen
sind die Zauberworte aller Mystizisten und werden ihnen zum
Verhängnis.

In gewisser Hinsicht bilden die inneren Erlebnisse auch die letzte
Grundlage alles wissenschaftlichen Erkennens wie der kulturellen Werthaltung
überhaupt. Was das Erlebnis einer bestimmten sinnlichen Wahrnehmung
nicht hat, kann durch keinen Beweis überzeugt werden, der
schließlich in dem Hinweis auf den Inhalt des Erlebnisses mündet. Aber
das Wahrnehmungserlebnis und die darauf beruhende Beobachtung des
Individuums pflegt erst dann als richtig anerkannt zu werden, wenn
sie mit sicheren Beobachtungen anderer nicht in Widerspruch steht und
überdies der Nachprüfung zugänglich ist. Bloße persönliche Schauungen
mehr oder weniger geistreicher Einfälle erlangen erst dann wissenschaftliches
Ansehen, wenn sie sich als Ausgangspunkt erfolgreicher, im Umkreis
raumzeitlicher Sinneswelten kontrollierbarer Ableitungen bewähren
. An solchen Deduktionen erkennt man den Wert der Intuitionen,
die in anderem Falle als Konfusionen gelten.

Der Erklang, das Gleichgewicht unter den Funktionen des erkennenden
Menschen, beweist sich dabei als letztes Motiv der Unterscheidung
, als Kennzeichen der Richtigkeit. Als Newton im fallenden Apfel
ein allgemeines Naturgesetz blitzartig erschaute, war er, gemessen an den
Methoden des kritischen Naturerkennens, nicht „konfus", sondern objektiv
erleuchtet, weil sich seine „Intuition" aufs beste geeignet erwies,
den Zusammenhang aller Erscheinungen des Falles verständlich zu machen
. Das nach ihm benannte Gesetz der Anziehung und Abstoßung der
Körper erklärt den Fall des Apfels wie das Fallen eines seiner Unterlage
beraubten Zündholzes und das gegenseitige Fallen der Himmelskörper,
das sich in ihrer Umdrehung äußert. Die Keplerschen Gesetze, welche
den Umlauf der Planeten betreffen, ergeben sich aus dem Newtonschen
Gesetz als eine gedankliche Schlußfolgerung und bezeugen dadurch in
ihrer Weise den Erkenntniswert der Newtonschen Intuition.

Aus dieser Ueberlegung folgt, daß auch die Grenze zwischen wertvoller
Intuition und wertloser Konfusion im Einzelfalle strittig sein
kann und wie die Geschichte des Kampfes zwischen neuen Entdeckungen
und alten Lehren, zwischen Fürsprechern des Qkkulten und Anhängern
des schon Geklärten bis zum heutigen Tage geblieben ist. Aber auch hier
bleibt davon das methodische Prinzip der Forderung unberührt, nicht
vorschnell jeder Schauung einen objektiven Erkenntniswert einzuräumen
, sondern dem Mystizismus als einem standpunkthaften Beharren
beim Dunkeln die Fehde anzusetzen.

So will es die universelle Idee unseres Geschlechts, das auf allen
Gebieten aus dem Dunkeln ins Helle strebt.


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