Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 289
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Kleine Mitteilungen. 289

unrechtmäßiger Weise umgebracht, haftete natürlich noch das Erinnerungsbild
der Tat mit allen Einzelheiten. Vielleicht machte er sich
auch Gewissensbisse. Man darf annehmen, daß der Träumer dieses
Erinnerungsbild auffing. Also ein telepathischer Traum ähnlicher
Art, wie ich sie in meinem „Traumspiegei" als „Detektivträume"
beschrieben habe: Ein fremder Seeleninhalt wird von dem Träumer
wahrgenommen und ins Tagesbewußtsein projiziert.

Entschieden rätselhafter ist der Schiffstraum. Wer war die Frauengestalt
, die dem Schläfer erschien? (Man muß wenigstens als wahrscheinlich
annehmen, daß er sich im Schlafe oder in einem schlafähnlichen
Zustand befand, als er die Erscheinung hatte.) War es eine
Personifikation seiner eigenen Seelentiefe, die ihm die Kenntnis von
Dingen vermittelte, welche er im Oberflächenbewußtsein unmöglich
wissen konnte? War es sein „Schutzengel"? War es ein Sendling
höherer Gewalten? Nach der Wirkung zu urteilen, ja sicherlich, denn
er war der einzige Ueberlebende des Schiffes, der beste Beweis für den
hohen Wert der Botschaft, mag sie gekommen sein woher sie wolle.

Im übrigen sei auf die typische Symbolform der Erscheinung
hingewiesen, die ganz und gar der gewohnten Traumsymbolik
entspricht. Das blutige Schwert, das auf ein gewaltsames
Ende der gesamten Schiffsbesatzung (sei es nun durch Meuterei mit
nachfolgender Schiffsversenkung, sei es durch Seeräuberüberfall o. ä.)
hinzudeuten scheint. Auch die dreimalige Wiederholung ist typisch.
Es ist eine alte Erfahrung, daß der Traum doppelt oder dreifach zeigt,
was er unterstreichen, besonders wichtig machen will.

Leider war es mir nicht möglich, den ganzen Fall aktenmäßig
nachzuprüfen, d. h. festzustellen, ob zur angegebenen Zeit tatsächlich
ein Schiff jenes Namens in der beschriebenen Art verschollen ist.
Doch spricht die ganze Darstellungsweise, noch dazu aus dem Munde
eines Arztes, entschieden für sachliche Glaubwürdigkeit der ganzen
Darstellung. Dr. L o m e r.

Zu der „merkwürdigen Erscheinung", die wir auf Seite 175 ds.
Jahrganges mitteilten, schreibt uns Dr. H. H. Kritzinger:

Die Heiligenscheine, die Herr Kalkhoff beobachtet hat, sind
jedem Physiker bekannt und ohne jeden okkulten Einschlag erklärbar
. Man kann sie auch bei Sonnenschein besonders gegen Abend
gut beobachten. Auch das bekannte „Brockengespenst" gehört in diese
Kategorie. Eine physikalische Erläuterung des Vorganges dürfte jedoch
für die „Psychischen Studien" zu weit führen.

„Eine merkwürdige Erscheinung".

Unter der vorstehenden Ueberschrift berichtet im Märzheft, Seite
175/76, Hans Kalkoff aus • Heiligenstadt, daß er in einer Vollmondnacht
des vergangenen Sommers um den Kopf seines Schattens einen
hellen Schein, wie einen Heiligenschein, wahrgenommen habe, den er
sich bis jetzt nicht habe erklären können.. Diese Erscheinung hat,
wie ich gleich zum Anfang sagen möchte, mit Okkultismus nichts zu
tun. Wenn man gleichwohl glaubt, sie in einer Zeitschrift erörtern zu
müssen, die der Untersuchung der „wenig gekannten Phänomene des
Seelenlebens" gewidmet ist, so kann das nur in dem Sinn der
Aufzeigung einer Fehlerquelle geschehen. Daß das nötig ist,
ergibt sich mit besonderer Deutlichkeit aus der Lebensbeschreibung
des Benvenuto Cellini, der schon vor 400 Jahren die gleiche Beobachtung
gemacht hat und im ersten Kapitel des dritten Buchs — nach der
von Goethe veranstalteten Ausgabe — folgendes sagte:

„Dann muß ich noch eine Sache zurücklassen, die größer ist, als
daß sie einem anderen Menschen begegnet wäre, ein Zeichen, daß
Gott mich losgesprochen und mir seine Geheimnisse selbst offenbart
hat. Denn seit der Zeit, daß ich jene himmlischen Gegenstände ge-

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