Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 324
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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324 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1925.)

Aber bald sollte ich auch die hochinteressanten, und bei Frau Silbert
berühmten Leuchterscheinungen kennen lernen. Ein Aufblitzen geschah
aus der n > m entfernten Zimmerecke. Vor einem Erker war ein schwarzer
Vorhang gespannt, und so ein Kabinett gebildet, in dem ein! Sessel
stand. Häufig hatten sich hier bei früheren Sitzungen Phantome gebildet
, namentlich, wenn Frau Silbert hinter dem Vorhang Platz nahm.
Nur ungern will sie sich an diesem Abend dem Vorhang nähern, sie
zeigt deutliche Unlust, und als sie schließlich doch inseren Wünschen
nachgebend sich erhebt, geschieht sowohl vor wie hinter dem Vorhang
ein Aufblitzen und Leuchten, daß sie selbst erschrocken zurückfährt.
Noch mehrfach, grell und weithin leuchtend, zeigen sich diese merkwürdigen
und geheimnisvollen Erscheinungen, die ich in solcher kraft
und Ausdehnung noch bei keinem Medium sah. Zuweilen glaubte man
dabei ein Knistern zu vernehmen. Ist hier Irrtum, ist hier Täuschung
möglich? Können wir uns, die wir doch alle die Phänomene gewahren,
überhaupt noch auf unsere Sinne verlassen? Was liegt hier vor? Gibt
es Entladungen elektrischer oder magnetischer oder einer vielleicht
unbekannten Art, die sich in der Nähe dieses menschlichen W esens und
unter seiner Einwirkung unseren irdischen Sinnen offenbaren?

Eine Mitteilung, die uns in umständlicher Weise durch Klopflaute
nach Vorsprechen des Alphabets gemacht wurde, verlangte von uns:
,,Geduld/'

Ich lege eine Ansichtskarte von Graz unter den Tisch auf diö
Verbindungsleiste, darauf einen kleinen Bleistift, während das Medium
von Medizinalrat Ennsbrunner eingeschläfert wurde. Plötzlich ein
großer, wohl meterlanger blaugrünlicher Lichtstreif unter dem Tisch,
und die Karte fliegt in hohem Bogen ins Zimmer hinein hinter meinen
Rücken. W ir machen schwaches Licht und lesen auf der weißen Rückseite
mit dem Bleistift geschrieben: Neil, Ii, l\. (es war das Datum des
Tages).

Darauf lege ich, ohne ein Wort zu sprechen, mein Zigarettenetui
geschlossen an dieselbe Stelle, es dauert nicht lange, dann bezeichnen
Klopflaute die geschehene Erfüllung des Wunsches. Aber ehe ich mich
bücke, erhebt sich Frau Silbert tief in Trance und immer von meiner
Hand am Gelenk gefaßt, da drückt sie mir das in ihrer Hand plötzlich
sich befindende Etui in meine Hand. Ich bin überrascht, niemand gab
es ihr, sie bückte sich nicht unter den Tisch, deutlich war sie uns allen
in jedem Augenblick sichtbar. Als wir helles Licht einschalten und nachschauen
, steht auf der Innenseite des Etuis quer durch eine andere
Gravierung wie mit einem scharfen Stift eingeritzt: Neil — l\.

Frau Silbert fällt wieder in Trance. Herr Dr. E. macht in lateinischer
Sprache darauf aufmerksam, daß sie schlafe. Dann stöhnt,
ächzt und wimmert sie, lispelt auch wohl vor sich hin, dann nach
Aufforderung erhebt sie sich und schreitet in schwerfälliger Weise,
wie es stets in solchen Fällen bei ihr beobachtet wird, mühsam einen
Fuß vor den anderen setzend, und steif wie ein lebloser Körper auf
den Vorhang zu, und zwar unter stetem angstvollen Zurückbeben.


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