Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 347
(PDF, 206 MB)
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Walter: Die poetische Schwungkraft der Ekstase.

347

Vielleicht überdenkt Professor Dr. Alfred Busch einmal für seine
weitere Stellungnahme das bekannte Zitat: „Si taeuisses, philosophus
mansisses", wobei er den Philosophen „genau" in einen Psychologen
umwandeln darf. Vielleicht überdenkt der Herr Dozent auch einmal
den Unterschied der termini ,Wissen und ,Können\ Denn ich habe ihm
bisher nirgend Mangel an psychologischem Wissen vorgeworfen; das
konnte ich nicht, da er sich überhaupt nicht bezüglich geäußert hat.
Wohl aber Mangel an wissenschaftlicher Skepsis, welche gerade aus dem
Können des Psychologen resultieren müßte.

Die poetische Schwungkraft der Ekstase.

Von Prof. D. Walter, Graz.

Es ist mir seit einiger Zeit vergönnt, ein Sprechmedium (Nerthus)
beobachten zu können — ich will es Nerthus nennen — dessen Kundgebungen
sich durch hohe poetische Schwungkraft auszeichnen. Der
Sinn ist tief und rein, die Sprache edel und oftmals durch ein Kunstmaß
oder das Heim band geschmückt. Es nötigt jedem Beobachter rückhaltlose
Bewunderung ab, wenn man sieht, wie sich dem Medium die
Gedanken zu den schönsten Gleichnisreden formen. Ueberhaupt bietet
der Anblick der Seherin, wie sie mit aufgelöstem schwarzen Haar und
festgeschlossenen Augen daliegt, etwas reizvoll Romantisches und mahnt
vielfach an eine Pythia der griechischen Orakel. Unser Altmeister
Pu Prel, zu dem wir immer wieder in die Schule gehen müssen, hat ja
auch das griechische Versmaß auf die poetisch geformten Trancereden
jener Seherinnen zurückgeführt. Auch muß in diesem Zusammenhange
an die Neuplatoniker erinnert werden, die in der Ekstase die Erhebung
über alles Irdische sahen und darin ein neues Erkenntnismittel gefunden
zu haben glaubten.

Erstaunlich sind auch die sonstigen Fähigkeiten, die bei diesem
Medium im Trancezustande erwachen. Ich hoffe, mich an dieser Stelle
noch des näheren über meine diesbezüglichen Versuche verbreiten zu
können. Ich möchte hier nur kurz andeuten, daß meine Untersuchungen
nach der Seite der apriorischen Erkenntnis in diesen Zuständen gingen,
und daß die Aufschlüsse, warum 2X2 = 4 sein müsse, warum die Winkelsumme
in jedem Dreiecke 180 Grad betragen müsse, einen ganz erstaunlichen
Scharfsinn erkennen ließen. Geradezu verblüffend aber wirkte
die Antwort auf die Frage, warum die Gerade notgedrungen die kürzeste
Entfernung zwischen zwei Punkten sei. Die Ableitung erfolgte wider
alle Erwartung aus der Mechanik, und ein anwesender Ingenieur war
gleich mir aufs höchste überrascht. Der Gedanke liegt nahe, daß das
Medium aus dem Unterbewußtsein des Technikers geschöpft habe, es
widerspricht dem jedoch die Beobachtung, daß Nerthus auch schon
früher in ihren Schilderungen mit Vorliebe bei Strahlungsvorgängen verweilte
.

In meinem heutigen Beitrage liegt mir nur daran, die poetische
Kraft der Ekstase an einem Beispiele darzutun, und ich wähle hierfür


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