Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 358
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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358 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1925.)

so wird es sieh fragen, inwieweit gesichert die bisher erkannte Gesetzmäßigkeit
ist, gegen die der betreffende Fall verstößt; und das Ergebnis
wird gegebenenfalls zum größten Mißtrauen gegen diesen Fall berechtigen
. Es wird dann eingehend zu prüfen sein, ob er richtig und genau
beobachtet und dargestellt wurde —■ ob er nicht etwa in seiner Bedeutung
verkannt wurde, oder ob die von uns als gesetzmäßig angenommene
Wirkungsweise der Natur einer Nachprüfung und Aenderung unterzogen
werden muß. All das zeigt uns, daß einerseits die Stärke der Beweise
für das Vorkommen und die richtige Deutung der Tatsachen — der
Grad in dem sie aus der Norm fallen, andererseits der Gewißheitswert,
der den Gesetzmäßigkeiten unseres Weltbildes zukommt, entscheidend
sein muß für die kritische Einstellung gegenüber dem betreffenden
Problem. Die allerzwing endsten, umfassendsten Beweise werden notwendig
sein, um das umzustoßen oder zu erweitern, was sonst jede Erfahrung
bestätigt, während Vorgänge, die sich innerhalb des bekannten
Rahmens abspielen — auch wenn sie an und für sich neu sind —, leichter
Anerkennung finden werden.

Sind aber Beweise für ein Vorkommen des bisher Unmöglichen
entsprechend seiner Bedeutung erbracht — dann hat sich unsere Auffassung
vom Weltgeschehen umzustellen; es darf nie vergessen werden,
daß ,,eine widersprechende Tatsache die beste Theorie über den Haufen
wirft'*. Auf keinem Gebiet des Wissens ist eine dogmatische Einstellung
berechtigt, unser Wissen hat nur relativ Gültigkeit, denn es hängt ab
von den Grenzen des menschlichen Erkenntnisvermögens.

Hier speziell handelt es sich darum: passen die echten Prophezeiungen
in die fundamentalen Grundanschauungen einer jeden möglichen
wissenschaftlichen Weltanschauung — da man von einer solchen
Anschauung schlechthin nicht sprechen kann — fügen sie sich ein, oder
stehen sie ihnen mit einem unmöglich4' gegenüber? Wäre letzteres
der Fall, so wäre zu untersuchen, in welcher Art und Weise die echten
Prophezeiungen die Umstellung des Weltbildes,ernötigten?

Wenn man erwägt, wie das Zustandekommen von Prophezeiungen
nach unserm menschlichen Begreifen möglich sei, so ist es nur auf
zweierlei Art und Weise denkbar. Entweder beruht Prophezeien darauf,
daß die Ereignisse vorausberechnet werden; oder die Möglichkeit des
Prophezeiens ergibt sich aus einem bestimmenden Einfluß auf das
Schicksal derer, denen die Vorhersage gilt. Auch das Echte muß sich hier
einordnen, falls es nicht ein überhaupt unbegreifliches Wunder
ist; denn das, was prophezeit wird, ist ja im Augenblick der Vorhersage
noch gar nicht da, existiert nicht, — und soll doch ein Abbild
dessen sein, das einmal existieren wird! Entweder muß also der Seher
die Kette der Ereignisse von irgendeinem Anhaltspunkt aus unbewußt
durchlaufen bis zu dem Glied, welches als Vision vor ihm erscheint; —•
oder er muß einen bestimmenden Einf luß auf den Ablauf der Ereignisse
haben, um sie voraussehen zu können. Die Herstellung dieser Zwischenglieder
aus den Anhaltspunkten, die das Anfangsglied gibt, wäre das,
was über menschliches Können hinausgeht beim echten Prophezeien.


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