Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 359
(PDF, 206 MB)
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Reichenau: Ist Prophezeien möglich?

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und was daher auch schon mit Wunder bezeichnet werden müßte. Aber
die Art des Zustandekommens wäre uns auf diese Weise noch begreiflich
, irgendeine andere liegt überhaupt nicht im Bereich des Erklärlichen
! Es sei denn, wie gesagt, die Voraussage sei gemacht auf Grund
eines schicksalsbestimmenden Einflusses, den der Prophet auf den
Ablauf der Ereignisse ausüben kann, oder von denen er weiß.

Es wird später davon die Rede sein, warum ein solcher Einfluß
nicht anzunehmen ist, wenigstens nicht in dem Maße, daß danach das
Geschehen weit im voraus festgelegt ist. So bliebe denn nur die Möglichkeit
, das Prophezeien auf eine Vorausberechnung des Geschehens
zurückzuführen. — Auch die Annahme einer Inspiration durch ^übermenschlich
befähigte Wesen würde an dem Problem nichts ändern —
sondern es nur verschieben auf den Inspirierenden.

Damit nun aber vorausberechnet werden könne, ist es notwendig,
daß das Geschehen berechenbar sei. Zu dem Zweck aber müßten die
letzten „Ursachen des Geschehens bekannt sein, und es müßte eine
geschlossene Naturkausalität herrschen.

Das heißt: die bekannten Ursachen müßten unter den gleichen
Bedingungen und Anlässen das gleiche wirken, damit dieses Wirken
berechenbar sei, und keine unbekannten Ursachen dürften diesen Ablauf
des Geschehens stören. Wäre dies der Fall —- die Ursachen bekannt —-
die Wirkungen der gleichen Ursachen immer wieder gleich, so würde
tatsächlich die Kette des Geschehens fortlaufen, ein Glied in das andere
fassen und die Art des Nachfolgenden sich aus dem Vorhergeheindejnj
ergeben. Damit wäre das Geschehen berechenbar für Jemand, der das
Wechselwirken des Seins überschauen könnte. Und die Ereignisse voraussagbar
»

Es ist dieser Gedankengang, der schon Laplace zu der Erwägung
veranlaßte, daß jemand, der die Gegenwart voll überschauen könne,
auch imstande sein müsse, die Zukunft zu erkennen. Voraussetzung ist
dabei aber, wie gesagt, daß eine Gesetzmäßigkeit des Geschehens ununterbrochen
in der ganzen Natur herrsche.

Ob dies der Fall ist, läßt sich lediglich aus der Naturbeobachtung
erkennen. — Wenn man nun in der Hinsicht zuerst die anorganische
Natur prüft, unter Ausschluß der organischen, so ergibt sich in der
Tat, daß hier diese Gesetzmäßigkeit vorhanden ist.

Die letzten Ursachen für alles, was in diesem Teil der; Natur
geschieht, sind die elementaren Stoffe. Wenn man aus der Erfahrung
ihre Eigenart kennt, so kann man ihr Wirken berechnen, —- denn unter
gleichen Bedingungen und Anlässen ist ihr Wirken gleich. Gold benimmt
sich immer wieder in der Eigenart ,,Gold", aus jeder Verbindung geht
es wieder als das Gleiche hervor, wir können seine Reaktionen voraussogen
. Alles Geschehen in der anorganischen Natur aber setzt sich aus
dem Wechselwirken der elementaren Stoffe zusammen; es müßte somit
berechenbar sein, für einen Geist, der die Fähigkeit des Ueberschauens
besäße.


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