Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 361
(PDF, 206 MB)
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Reichenau: Ist Prophezeien möglich?

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dieselbe Wirkung haben, und diese wiederum wird Anlaß für eine ganz
bestimmte weitere Wirkung sein. Insofern läuft die Kette des Naturgeschehens
auch hier ununterbrochen fort.

Nun aber.. . gibt es vielleicht innerhalb dieser Kette, die Möglichkeit
eines Handelns, das wir berechtigt wären, mit „frei" zu bezeichnen?
Das wäre zu untersuchen, obwohl es auf den ersten Blick scheinen mag,
als sei die Möglichkeit der Willensfreiheit im Rahmen der Kausalität
ausgeschlossen. Man ist denn auch zumeist von dieser Voraussetzung
ausgegangen — und sie war es, die den Knoten so unlösbar verfitzt hat.
(Nebenbei gesagt, gehört Kant zu den wenigen, die die Freiheit in den
Grenzen der Naturnotwendigkeit anerkannten.)

Die menschliche Seele, deren Freiheit hier untersucht werden soll,
ist das leitende Wirkungsvermögen im Organismus. Sie ist c i n Sein,
ein Wirkimgsvermögen. Dieses sei nur in bezug auf ihre Eigenschaft
des Wollens behauptet; da es hier nur darauf ankommt. Die Prozesse des
Denkens, Urteilens, Schließens, des Erinnerns, die dem Wollen zugrunde
liegen, können nur von einer Einheit vollzogen werden. Von einer
Einheit, denn nur eine solche kann verschiedene Wahrnehmungsinhalte
aufeinander beziehen, einzelne zerlegen, früher gehabte als solche
wiedererkennen — kurz alles das tun, was die denkende Seele fortgesetzt
leistet*). Alle Erfahrungen sammelt diese Einheit, alle Erkenntnisse
bildet sie durch Wechselwirkungen mit den Organen des Erkennens, dem
Hirn. (Auch die okkulten Erfahrungen müssen das Hirn passieren, die
odischen Strömungen, die innerhalb des Hirns ablaufen, dazugereehnet.)
Dieses leitet der Seele die Einwirkungen zu, die auf den Organismus
ausgeübt werden, und in ihm bringt sie ihrerseits ihr Wirken zum
Ausdruck.

Wenn nun eine äußere Einwirkung „a" auf eine menschliche Seele
ausgeübt wird, so müßte analog der anorganischen Natur und dem
Gesetz von der Naturkausalität stets die Wirkung ,,b" folgen.

Man sieht aber, daß das keineswegs der Fall ist, wenigstens dann
nicht, wenn man einerseits die äußere Einwirkung, andererseits den
ganzen Menschen ins Auge faßt, was doch unwillkürlich geschieht,
wenn vom Problem der Willensfreiheit die Rede ist. Während man in
der anorganischen Natur genau weiß, was geschieht, wenn man Chlor und
Natrium zusammenbringt, weiß man in der organischen durchaus nicht,
was geschieht, wenn man einen bestimmten Menschen vor eine bestimmte
Tatsache stellt. Und zwar weiß man es auch dann nicht, wenn man den
Menschen aus der Erfahrung ganz genau kennt.

*) Die sogenannten Spaltungen der Persönlichkeit deuten nicht auf
das Vorhandensein mehrerer Seelen in einem Körper, sondern auf das
Wirken der einen Seele mit getrennten Teilen des Erkenntnisvermögens.
Ich beschränke mich hier mit diesem kurzen Hinweis auf die Beweggründe,
die uns das Vorhandensein eines denkenden Subjekts, einer Seele im
Menschen, bezeugen. Man ist ja heute im allgemeinen wieder geneigter,
der Seele Existenzberechtigung zuzugestehen — und diejenigen, die die
Beweise des täglichen Lebens nicht überzeugen, würden sich durch Beweise
m Rahmen eines Aufsatzes doch nicht überzeugen lassen!


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