Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 362
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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362 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1925.)

Dies kommt daher: der bewußt wirkende Mensch kann sich gegenüber
einer Tatsache verschieden und daher unberechenbar verhalten. Er
kann das, solange er bewußt und ungezwungen handelt. Er kann es
nicht mehr, sowie sein Bewußtsein ausgeschaltet ist.

In den Organen des Bewußtseins, die sich die Seele baut, liegt die
Möglichkeit eines vom unbewußten, unwillkürlichen verschiedenen Verhalten
des Menschen gegenüber den äußeren Einwirkungen — liegt
damit die Möglichkeit freien Wollens. Das heißt: die unbewußte,
unwillkürliche Handlung ist eo ipso unfrei — die bewußte kann frei
sein! Zwar — nicht die Seele als solche gegenüber den letzten auf sie
stattfindenden Einwirkungen kann frei sein, sondern der Mensch als
ein Ganzes gegenüber dem äußeren Geschehen.

Das ergibt sich aus folgendem: auf die äußere Einwirkung ,,a"
braucht nicht unmittelbar die Antwort ,,b" der Seele zu folgen. Das
bewußte Wollen des Menschen kann zwischen äußere Einwirkung und
Handlung Vorgänge im Hirn Zwischenschalten, durch die die Antwort
auf die äußere Einwirkung ganz anders ausfällt, als beim unwillkürlichen
Ablauf des Vorganges. Die Seele kann Motive der verschiedensten
Art wachrufen, kann unter ihnen wählen, und dieser Wahl gemäß
handeln. Natürlich wird auch dieses Handeln immer entsprechend der
Eigenart der Seele — also der Ursache für die Handlung — und der
Art der unmittelbar auf sie stattfindenden Einwirkung sein, es läuft
also innerhalb der Naturkausalität ab.

Aber trotzdem steht der Mensch als Ganzes den äußeren
Einwirkungen mit der Möglichkeit der Freiheit und Ungebundenheit
gegenüber — und damit unberechenbar. Durch das Wechselwirken seiner
Seele mit dem Hirn, das zwischen äußerer Einwirkung und Handlung
liegt! Es ermöglicht den Ablauf des Geschehens immer mehr in der
Eigenart des seelischen Wollens, es macht die Seele unabhängig vom
Zwang einer ungünstigen äußeren Einwirkung. Und was könnte Freiheit
anders heißen, als: unbeirrt folgen können den Gesetzen der eigenen
Natur? Nicht im Handeln gegen die eigne Natur, insofern sie ihre*
wahre Sprache spricht, ist die Freiheit zu suchen, sondern im Handeln
der eigenen Natur entsprechend. Oder etwas anders gesagt: ,,Freiheit ist
nichts als die Möglichkeit, unter allen Bedingungen das Vernünftige
zu tun!" (Goethe.) — Denn das Naturgemäße ist das Vernünftige!.
Auch an diesem Punkt trifft, wie so oft, geniale Intuition den Nagel
auf den Kopf, ohne mühsames, systematisches Durchdenken des ganzen
Falles.

Natürlich ist diese Freiheit nirgends eine vollkommene, sie wird
dem Menschen je nach seiner Entwicklungsstufe mehr oder weniger
möglich sein. Während der eine sich durch die Macht der äußeren
Einwirkungen zu unfreiem Handeln bestimmen läßt, das heißt zu einem
Handeln, das der natürlichen Eigenart seiner Seele zuwiderläuft, wird
der andere dem Zwang äußerer Bedingtheit durch Gedanken und Ueber-
Iegungen entgehen. Er wird damit selbst den Anlaß dafür geben, daß
Einwirkungen auf seine Seele ausgeübt werden, die ihr ein Handeln


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