Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 364
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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364 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1925.)

seine Seele modeln wird? Das Wesen des Menschen ist Entwicklung,
er bleibt nicht die gleiche Ursache! So ergibt sich: die erste Voraussetzung
der Berechenbarkeit, die Unveränderlichkeit der letzten Ursachen
trifft hier nicht zu!

Aber noch ein Drittes ist hier in Betracht zu ziehen, das jede Möglichkeit
der Berechnung innerhalb der Sphäre menschlicher Handlungen
ausschließt, sowie sich diese irgend weiter erstrecken. Leben und Tod
gibt es erst im Organischen, damit das Auftauchen unbekannter Ursachen
— unberechenbarer Faktoren im Ablauf des Geschehens! Durch
das Hineinspielen von Menschen, die zur Zeit der Vorhersage noch gar
nicht geboren waren, wird auch für ein Fabelwesen, das die ganzein
irdischen Zustände bis ins Letzte und Kleinste übersehen könnte, die
Zukunft vollständig unberechenbar! Unberechenbar z. B. wären die bekannten
Weissagungen des Nostradamus, die sich über 22 Jahrhunderte
erstrecken.

Wohl mag es möglich sein, durch Erkenntnisse auf normaler und
supranormaler Basis mit Berücksichtigung schicksalsbestimmender Einflüsse
vermutungsweise auf kurze Strecken Menschenschicksale vorherzusagen
, und die Gunst des Zufalls mag dann gelegentliches oder unge fähres
Eintreffen herbeiführen. Aber alle Prophezeiungen über
Menschenschicksale, die sich auf derartiges nicht zurückführen lassen,
müssen echte Prophezeiungen sein, d. h. es ist uns keine Grundlage der
Erfahrung gegeben, aus denen wir sie folgern können! Als unechte
Prophezeiungen sind sie unmöglich, d. h. unmöglich als Schlußfolgerungen
aus supranormalem Erleben! Selbst wenn man die supranormalen
Fähigkeiten weitest begrenzt (und es ist vielleicht nicht zu
weit, wenn man ihnen Allwissenheit des Gegenwärtigen zubilligt),
würden sie doch nicht genügen, um die menschlichen Handlungen, von
denen doch das Schicksal abhängt, bestimmt vorherzusagen. Es sind
also derartige Prophezeiungen als echt anzusprechen — und echte
Prophezeiungen fallen — wie das eben Ausgeführte beweist, aus dem
Rahmen des Menschenmöglichen. Und fallen zugleich aus dem Rahmen
der allgemeinen Naturgesetzlichkeit.

Wenn Nostradamus sein Prophetentum damit erklärt, daß alles
notwendig so geschieht wie es der Fall ist, genau vorherbestimmt in
Zeit und Raum und sich daher berechnen läßt — so kann das einfach
nicht zutreffen. Er täuscht mit dieser Annahme entweder sich selbst —
oder andere.

Weil es aber so ist, daher genügt auch nicht ein vollständiges
Durchschauen der Gegenwart, wie man es wohl der supranormalen
Befähigung des Menschen zubilligen könnte, wenngleich schon Laplace
derartiges ausführte, und Charles Richet meint: ,,Wenn wir die Gegenwart
in ihrer Totalität kennen würden, so wäre damit auch die Zukunft
in ihrer Totalität bestimmt. Unsere absolute Unkenntnis der Zukunft
folgt aus unserer fast ebenso großen Unkenntnis der Gegenwart."
(Grundriß der Parapsychologie und Parapsyehophysik.) Das Ausgeführte
widerlegt diese Annahme. —


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