Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 365
(PDF, 206 MB)
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Reichenau: Ist Prophezeien möglich?

365

Das Problem der Prophetie über Menschenschicksale ist aber hiermit
nicht ausgeschöpft, ihre Möglichkeit in den Grenzen des Menschentums
läßt sich noch von andern Seiten beleuchten. Vorerst wäre da
noch zu überlegen, ob es nicht irgendwelche Einflüsse geben könnte,
die das Wollen des Menschen in eine bestimmte Richtung zwingen, und
ob jemand von solchen Einflüssen wissen, oder sie ausüben könnte.
Für ein solches Wesen müßte die Zukunft des Menschen bestimmbar
und voraussagbar sein.

In der Tat ist es denkbar und sogar wahrscheinlich, daß wir vojn
allerhand Einflüssen abhängig sind, von denen wir nichts wissen, und
im Glauben, frei zu handeln — geschoben werden! Manches mag den
Willen irren; wir aber merken nichts davon: es fällt nicht ins Bewußtsein
.

So lehrt uns die Astrologie die Verknüpfung des Einzelschicksals
mit dem universalen Geschehen — so gibt es unzweifelhaft geheimnisvolle
Zusammenhänge in der Natur, die wir Menschen kaum noch ahnen.
Wie sie etwa z. B. die Fließsche Lehre von der Periodizität des Geschehens
(in 23 -f - 28 Tage) aufdeckt. Diese Lehre zeigt uns, daß ein«
Rhythmus durch die Menschheit schwingt, der Generationen miteinander
verknüpft. An vielen Beispielen deckt Fließ Zusammenhänge auf, und
wenn man auch annehmen möchte, daß seine Folgerungen etwas weit "
gehen, so hat er doch ohne Zweifel den Zipfel eines Schleiers erfaßt,
der uns tief liegende Wahrheiten verhüllt, die uns für gewöhnlich nur
blitzartig hie und da aufleuchten.

Aber all diese Einflüsse können doch nur bedeuten, daß einem
Lebewesen schwerer gemacht wird in der ihm gemäßen Richtung seinen
Lebensweg zu schreiten als dem andern, indem diese Lebenswege mit
glücklichen oder unglücklichen Umständen gepflastert sind. So der
Einfluß der Gestirne — der doch bestenfalls nur in dem Sinne zu verstehen
ist, wie ihn Schwab in seinem ,,Sternenmächte und Mensch'' ausdrückt
: „die Astrologie kann nicht prophezeien im Sinne einer Prophetie,
eines Wahrsagertums, sie kann nur Einflüsse beschreiben, und daraus
ein zukünftiges Ereignis auf gut Glück konstruieren 4.

Wenn uns die Astrologen sagen, daß der Massenmörder Haarmann
unter so ungünstigen Gestirnkonstellationen geboren wurde, daß ihm
sein düsteres Geschick danach vorauszusagen war, so ist dazu zu bemerken
: erstensmal ist wohl eher anzunehmen, daß jemand zu einer
bestimmten Stunde geboren wird, weil er eben diesen Charakter hat,
als daß diese Stunde ihm den Charakter aufprägt. Die Stunde wäre dann
insofern nicht schicksalsbestimmend, sondern nur kennzeichnend. Und
nun (vorausgesetzt, daß es Einflüsse durch Gestirnkonstellationen gibt),
so kann doch das, was sie an schicksalserschwerenden oder erleichternden
Einflüssen in ein Leben hineintragen nicht absolut entscheidend sein für
dessen Ablauf. Entscheidend bleibt immer die seelische Veranlagung,
die es macht, ob der Betreffende diesen Einflüssen unterliegt. Denn sie
ermöglicht dem Menschen eine mehr oder weniger große Unabhängig-


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