Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 367
(PDF, 206 MB)
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Gradenwitz: Persönlichkeit und Handschrift.

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einträchtigen —, dies erkannt zu haben, ist Langenbruchs Verdienst.
Wenn auch gewisse Größenverhältnisse nicht nur absichtlich, sondern
(unter dem Einfluß von Stimmungswechsel) auch unabsichtlich geändert
werden können, so bleibt dieser anscheinende Mangel an Konstanz
doch stets im Rahmen einer unabänderlichen Konstanz, denn der
Schreiber wird durch den ihm innewohnenden persönlichen Rhythmus
gezwungen, seine Schriftformen in einem nur ihm eigenen Raumverhältnis
zu Papier zu bringen.

Bei der Nachmessung mit dem Proportionszirkel findet man, daß
gewisse Linien kongruent, d. h. identisch, bleiben, während andere
wieder ein gewisses konstantes Verhältnis zu einander bewahren. Wird
zum Beispiel der Anfangsbuchstabe einer Unterschrift, eines Namens
oder eines Wortes einmal sehr hoch, dann wieder niedriger geschrieben,
so können sich die Proportionen eventuell verdoppeln, vervier- und
versechsfachen: der Schreibrhythmus betätigt sich mit völliger Genauigkeit
— mathematisch exakt. So wenig es zwei in jeder Hinsicht völlig
gleiche Individuen gibt, ebenso wenig kann es zwei verschiedene Personen
geben, die den gleichen Rhythmus, das gleiche Raumgefühl besitzen
, und die Ausmessung mit dem Zirkel nach dem Langenbruchschen
Verfahren liefert daher ein absolut zuverlässiges Mittel zur Identifizierung
. Um genaues Arbeiten zu ermöglichen, vergrößert Langenbruch
die zu untersuchenden Schriftproben zunächst bedeutend, eventuell so
weit, daß eine Fläche von mehr als einem Quadratmeter bedeckt wird.

Natürlich sind nich t alle Verbindungslinien entsprechender Teile
der Schriftproben für das graphometrische Verfahren von gleicher Bedeutung
. Man mußte daher, ähnlich wie bei dem Bertillonschen Verfahren
, eine Durchsiebung und Ausschaltung vornehmen, — schon aus
praktischen Gründen, da sich zum Beispiel bei einem aus zehn Buchstaben
bestehenden Worte gegen zweitausend Meßmöglichkeiten, d. h.
gegen zweitausend verschiedene Linien, berechnen lassen.

Da die Graphometrie keineswegs auf den Formen der Buchstaben,
sondern lediglich auf den Ausdehnungsverhältnissen der Handschrift
beruht, gestattet sie auch, deutsche mit lateinischer Schrift und gezeichnete
, drucktypenartige Schrift mit kurrenter zu identifizieren.
Man kann zum Beispiel auch die mit dem Pinsel hergestellte Unterschrift
des Malers unter einem Meistergemälde identifizieren und damit
in zweifelhaften Fällen über Echt- und Unechtheit entscheiden.

Ebenso wie der persönliche Rhythmus die Ausdehnungsverhältnisse
der Handschrift dirigiert, ist seine Wirkung bei geeigneter Vergrößerung
in jedem Schriftstück ohne Ausnahme wahrnehmbar. Ja, auch die drei
Kreuze, die für die des Schreibens Unkundigen einen Ersatz für die
Unterschrift bilden, weisen so viel persönlich Charakteristisches auf,
daß sie zur Identifizierung nach Langenbruch vollkommen ausreichen.

Die Aeußerungen des persönlichen Rhythmus gehen jedoch noch
erheblich weiter: Fordert man jemand auf, in die beiden Hälften eines
Zeichenhlatts nach einander an beliebiger Stelle einfache Winkelzüge,
ja einen einzelnen Punkt, einzuzeichnen, so lassen sich zwischen den


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