Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 368
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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368 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1925.)

anscheinend willkürlich gezeichneten Formen die gleichen Gesetzmäßigkeiten
feststellen wie zwischen Handschriften: Gewisse Verbindungslinien
bleiben auf beiden Seiten, wenn der Zeichner derselbe ist, unabänderlich
konstant, während sich andererseits eine andere Person noch
so sehr um eine Nachbildung der Zeichnung bemühen mag: dies
charakteristischen Linienverhältnisse sind bei ihr nie zu beobachten.

Der zeichnerische Stiel findet also im persönlichen Rhythmus
ebenso seinen Ausdruck wie die Handschrift, und das gleiche dürfte
auch von den Bewegungen des einzelnen, von seiner Sprechweise, seinem
sprachlichen Stil und vielen anderen Dingen gelten. Ja, alle Naturgebilde
lassen sich nach dem Langenbruchschen Verfahren identifizieren:
Zwei Blätter desselben Baumes weisen die gleichen rhythmischen Proportionen
auf, und ebenso kann man, um nur noch ein weiteres Beispiel
zu nennen, an den Umrissen eines Hühnereies dessen Herkunft
feststellen.

Ein Verfahren, das mit so hervorragender Genauigkeit, wie das
Langenbruchsche die Persönlichkeit zu identifizieren gestattet, müßte
für die parapsychologische Forschung zu einem überaus wertvollen
Hilfsmittel werden. Ueberall, wo schriftliche Aeußerungen vorliegen,
vor allem bei der Prüfung automatischer Schriftproben, könnte man
mit ihrer Hilfe entscheiden, wessen Persönlichkeit, die des Mediums oder
die einer außenstehenden Individualität, wirksam ist. Anscheinende
Aehnlichkeit der Schriftzüge spielt nach dem Obengesagten keinerlei
Rolle; hier kommt es nur auf den in charakteristischen Proportionen
ausgedrückten Rhythmus der Persönlichkeit an. Um nur einige Fälle
aus der jüngsten Geschichte der mediumistischen Forschung hervorzuheben
, müßten z. B. die medialen Zeichnungen und Malereien Mansvelds
, die dieser verstorbenen Malern verschiedener Nationalität zuschreibt
, vor allem auch die von Mansvelds Hand geschriebenen Unterschriften
der betreffenden Künstler, mit Zeichenstil und Handschrift
der einzelnen Inspiratoren" verglichen werden. Nur auf diesem Wege
könnte man eine Entscheidung darüber erhoffen, ob Mansvelds Persönlichkeit
trotz aller anscheinender Anpassungen an andere Individualitäten
erhalten bleibt oder ob sich die andere Individualität vorübergehend
an seine Stelle setzt, Besitz von seinem Körper ergreift und mit
dessen Hilfe Bilder und Schriftzeichen schafft, wie sie ihrer ursprünglichen
Persönlichkeit entsprechen.

Ein zweiter interessanter Fall, der mit Hilfe der Langenbruchschen
Methode näher zu klären wäre, ist der des bekannten Graphologen und
Hellsehers Raphael Schermann, der bekanntlich unter gewissen Umständen
eine sehr getreue Nachahmung der Handschrift eines anderen
liefert, selbst wenn er diesen Anderen und seine Handschrift nie gesehen
hat.

Bevor man freilich aus derartigen Untersuchungen weitergehende
Schlüsse zieht, z. B. solche, auf die Wahrscheinlichkeit der animistischen
oder spiritistischen Hypothese, müßte man feststellen, ob nicht schon
eine (schizophrene) Persönlichkeitsspaltung von einer Aenderung des
persönlichen Rhythmus im Sinne Langenbruchs begleitet ist.


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