Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 398
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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398 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1925.)

starrver wundertes Gesicht fügte der Oberst hinzu: ,Die Tante von Ubaldini
hat den Krieg prophezeit/ Das machte mich doch nachdenklich.
Mein Oberst, durch und durch Soldat, gehörte wahrlich nicht zu den
Leichtgläubigen. Wer waren Ubaldini und dessen Tante? Graf Ubaldini
— im Frühjahr 1914 habe ich ihn in Rom Via Scanderbegh Nr. 2 noch
besucht — war Hauptmann im römischen Jägerbataillon. Seine Tante
lebte als Nonne in einem Kloster in Rimini, war stigmatisiert und stand
im Rufe der Heiligkeit. Daß auf ihre Prophezeiungen wohl etwas zu
geben sei, dafür trug Ubaldini den Beweis am eigenen Leibe. Ubaldini
stand im Jahre 1860 als junger Leutnant beim römischen Jägerbataillon,
dessen Kommandeur der tapfere Major Azanesi war. In der Schlacht bei
Castelfidardo hat das Bataillon mit größter Tapferkeit sich geschlagen.
Von zehnfacher Uebermacht fast ganz aufgerieben, mußten die wenigen
Ueberlebenden die Waffen strecken. Nun lassen wir Ubaldini sprechen,
so wie er mir die Tatsache geschildert hat: ,AIs ich auf dem JVlarsche
nach Loreto und Castelfidardo durch Rimini kam, wollte ich meine
Tante besuchen. Sie empfing mich aber nicht, sondern ließ mir durch
ihren Beichtvater sagen, ich solle erst beichten gehen. Ich befolgte den
Rat der Tante, und als ich sie dann besuchte, nahm sie mich bei der
Hand und sagte: ,Ihr werdet bald eine blutige Schlacht haben; halte
dich wacker. Du wirst verwundet werden und nach Pesaro ins Lazarett
kommen. Habe aber guten Mut, ich darf dir helfen.' In der Schlacht}
zerschmetterte mir eine Kugel den Zeigefinger und fuhr durch die rechte
Hand. Der Arzt auf dem Verbandplatze war zufällig ein Bekannter von
mir. Er sagte mir: ,Hier ist Gefahr für Lazarettyphus, ich schicke einen
Transport Leichtverwundeter nach Pesaro, ich werde Sie diesem zuteilen
/ So war die Prophezeihung der Tante zum Teil in Erfüllung gegangen
; aber wie sollte die versprochene Hilfe kommen? Damit schien
es schlecht zu stehen. Die Wunde brachte mir gräßliche Schmerzen.
Sechs Nächte hatte ich keinen Schlaf finden können. Es wurde immer
schlimmer, und der Arzt berichtete seinem Vorgesetzten, die Hand müsse
abgenommen werden. Schöne Aussichten! Wo bleibt die versprochene
Hilfe der Tante? Die Amputation sollte am folgenden Morgen vorgenommen
werden. Die Hand und der Finger wurden vom Stabsarzt selbst
sorgfältig verbunden, er legte sie mir auf die Brust und verließ mich
mit einigen tröstenden Worten. Still lag ich auf meinem Schmerzens-
lager und siehe da, der langentbehrte Schlaf stellte .sich ein. Da, auf einmal
steht die Tante vor meinem Bett. Ist sie's selbst? Ist's eine Erscheinung
? Sie löste den Verband ab, berührte meinen Finger mit einem
Kreuzzeichen und wickelte dann den Verband wieder um Finger und
Hand. Dann entfernt sie sich mit den Worten: ,IIabe nur Mut, mein
Junge, alles wird gut/ Wache oder träume ich? Aber gar bald werde
ich in die Wirklichkeit versetzt. Der Generalarzt steht vor meineni
Bett, um meine Ueberführung in das Operationszimmer anzuordnen.
Er blickte auf meine noch auf der Brust ruhende Hand und fragt: ,Wer
hat den Herrn verbunden? Das ist ja gar kein kunstgerechter Verband/
Der hinzugeeilte Arzt schaut erstaunt auf meine Hand und hastig er-


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