Freiburger historische Bestände - digital

408 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1925.)

der in den Zeitungsberichten angeführten Augen- und Ohrenzeugen,
Persönliche Aufsuchung der Eleonora Zugun und Studium der
eventuell bei ihr in meiner Gegenwart auftretenden neuen Phänomene,
3. Für den Fall der Sicherstellung medialer Fähigkeiten der Eleonora
Zugun Mitnahme des Mädchens nach Berlin zwecks weiterer Untersuchung
oder aber wenigstens Anknüpfung von Verhandlungen zur
späteren lieber führ ung des Mediums nach Berlin.

Alle drei Teilaufgaben habe ich erledigen können. Die Vernehmung
der Zeugen der früheren Phänomene ist mir mit freundlicher
Unterstützung von Vertretern der Czernowitzer Presse in recht befriedigender
Weise gelungen. Erschwerend bei dieser Aufgabe war der
Umstand, daß die vernommenen Zeugen rumänisch sprachen und ich
persönlich deshalb nur die Uebersetzung ihrer A ussagen zur Bildung
meines eignen Urteils verwenden konnte. Die Aussagen der Zeugen
machten im allgemeinen auf mich den Eindruck, daß die Leute nicht
Phantasien ihrer etwa vorübergehend überhitzt gewesenen Gehirne zum
Besten gaben, sondern daß sie über Vorgänge berichteten, die sie mit
gesunden Sinnen erlebt hatten.

Das Ergebnis der ersten umfänglicheren Zeugenvernehmung
sprach sehr für den Umstand, daß die in Gegenwart der Eleonora Zugun
aufgetretenen Vorgänge wirklich echte Spukphänomene seien. Das
veranlaßte mich, die Lösung meiner zweiten Teilaufgabe zu versuchen.
Damit begann ein äußerst schwieriges, einem Vabanquespiel gleichzuachtendes
Unternehmen, denn bei meiner Ankunft in Czernowitz
befand sich das Mädchen überdies gerade seit einer Woche in der dortigen
Irrenanstalt. Es ist mir aber durch Anpassung an die vorgefundenen
Verhältnisse und Insvertrauenziehen des Herrn Redakteurs
Kuby Klein von der Czerno witzer Allgemeinen Zeitung gelungen, die
Eleonora Zugun unter eigne Beobachtung zu bekommen. Nach Verlauf
einer nervenanspannenden und aufreibenden Woche des Wartens wurde
mir das Mädchen zugeführt, mit dem ich dann für zehn Tage in das
Kloster Gorovei übersiedelte. Dort habe ich als Gast des hochwürdigen
Herrn Priors Joanit Jeremciuc Gelegenheit gehabt, nach und nach
nahezu hundert eigenartige Vorfälle zu erleben, die mehr oder weniger
sicher als echte mediumistische Phänomene anzusprechen waren.
Das für mich eindruckvollste Erleb ms war der Apport einer Silberkette,
den ich beobachtete, als ich an einem Vormittag mit Eleonora Zugun
ganz allein auf einer offenen Veranda saß, mir gegenüber an einem
Tisch das Mädchen sitzend urifl in dessen Rücken als Hintergrund der
Grasgarten des Klosters und darüber der klarblaue, im hellsten Sonnenschein
strahlende Himmel.

Die Erledigung meiner dritten Teilaufgabe in der Form, daß ich
das Mädchen auf meiner Rückreise gleich mit nach Berlin genommen
hätte, war aus den vorliegenden schwierigen Umständen heraus unmöglich
. Ich habe aber die Ueberführung des für die Wissenschaft
so viel versprechenden Mediums derart eingeleitet, daß man es bereits
vierzehn Tage nach meiner Rückkehr aus Rumänien in Berlin hätte