Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 421
(PDF, 206 MB)
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N I T T EIL UN GEN

der Deutschen Ge/ellfchafi für wiffenfchafiiichen Okkultismus.

Zufdiriften, die Mitieilungenhetreffendjindan denSchri/tführ er Herrn
Dr. med. Waliher Krön er, Charlottenburg, B erliner Str. 34, zu richten

Nr. 6 Jui! 3. Jahrgang. 1925

Ist Prophezeien möglich?

Von L. J. Reichenau.
(Schluß.)

Eine gewisse Beeinflussung des Menschen durch unbekannte Kräfte
sei nicht außer Möglichkeit gestellt, obgleich wir sie in die unbelebte
Natur nie eingreifen sehen. Die Schicksale der Menschen sprechen aber
durchaus dagegen, daß eine solche Leitung die Möglichkeit des freien
Wollens ausschließt (bis auf Ausnahmen). Denn immer wieder zeigt die
Erfahrung: „des Menschen Charakter ist seine Geschichte '. Die Fälle,
in denen eine solche bestimmende Beeinflussung des menschlichen
Willens stattfindet, so daß sie seinen Charakter aus der Richtung drängt,
und den freien Willen unterjocht, würden wir erkennen, wennschon,
wie gesagt, gelegentliche oder teilweise Leitung sich der Beobachtung
entziehen mag. Wir wissen von pathologischen Zuständen, die den
Menschen der Willensfreiheit und damit der Verantwortlichkeit für sein
Tun berauben; wir wissen von den Zuständen der Besessenheit, in denen
eigene organisatorische Anlagen (oder geisterhafte Einflüsse?) den
Willen irren. Aber wir erkennen ja in solchen Fällen, daß Beeinflussung
vorliegt, es würde uns daher auch nicht entgehen, wenn ein Menschenleben
unter einer Leitung stände, die ein freies Wollen ausschlösse. Und
dieses wäre doch notwendig, um ein Vorhersagen zu ermöglichen.

Also auch von diesem Punkt aus betrachtet, ist die Zukunft nicht
festgelegt. Und wenn Kant die Naturnotwendigkeit allen Geschehens behauptet
, und Schopenhauer sagt: alles, was geschieht, vom Größten bis
zum Kleinsten, geschieht notwendig*), so ist dazu sagen: gewiß, notwendig
geschieht alles insofern, als sich alles aus dem Wirken des Seins
m ergibt, wie es ist. Das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Ursachen
(dem wirkenden Sein) und Wirkungen läßt sich nicht anzweifeln.
Aber das ermöglicht noch nicht die Berechenbarkeit der Ereignisse. Es
wurde ausgeführt, warum nicht. Abgesehen von der Unmöglichkeit der
Durchschau in der organischen Natur, und vom Ilmeinspielen neuer Ursachen
: Die Ursachen sind veränderlich, das Sein entwickelt sich im Lauf
eines Daseins. Und diese Entwicklung, die das Sein ständig durchmacht,
beruht auf immanenten Faktoren, auf den Kräften, die in ihm selbst
liegen. Wer mag diese inneren Kräfte erfassen, die die Ursachen des
Geschehens ständig wandeln? Und so ist eine Vorhersage, selbst bei
universaler Ueberschau unbegreiflich!

(* Schopenhauer, Preisschrift über die Freiheit des Willen?.


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