Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 422
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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422 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1925.)

Das Schicksal ist mächtiger als die alten Götter, aber nur das'
Schicksal, das in jedem Sein selbst liegt. — Kismet und Fatalismus sind
nur Entschuldigungen willensschwacher Völkerschaften! —

Diese Erwägungen führen also in bezug auf das Thema auch von
diesem Punkt zu dem Ergebnis: jede bestimmte und weitere Voraussage
über Menschenschicksale liegt außerhalb der Möglichkeit der Berechnung
-— sie wäre echte Prophetie. Ausgenommen die Fälle, in denen sich das
Eintreffen der Ereignisse aus irgendeiner normalen, oder supranormalen
Wahrscheinlichkeitsrechnung in Verbindung mit Zufallsglück ergibt.

Es seien nun der Vollständigkeit halber hier noch Gedankengänge
angeführt, mit denen man neuerdings eine Erklärung der Prophetie versucht
. Es sind Folgerungen, die aus der Einsteinschen Relativitätstheorie
gezogen werden, und die zu dem Schlüsse führen, daß man gegebenenfalls
die Wirkung vor der Ursache wahrnehmen könne, was ja eine
Voraussage ermöglichen würde.

Man zieht diese Folgerungen aus der Relativität des Zeitbegriffes,
daraus, daß es eine absolute Bestimmung der Zeit nicht gibt, sondern
dies sich nur relativ — in Abhängigkeit von einem Bezugssystem feststellen
läßt. Das „früher" oder „später 4 ist mithin abhängig vom Standpunkt
des Beobachters. Das hat zur Folge, daß man gegebenenfalls eine
schon abgelaufene Wirkung vor ihrer Ursache erkennen kann. Aber
keinesfalls irgendeine noch nicht eingetretene Wirkung — wie doch beim
Prophezeien der Fall sein müßte! Laplace macht die Erwägung, daß
ein Wesen, das von Stern zu Stern eilt, und zwar in einer Reihenfolge,
in der das Licht immer längere Zeit braucht, um von der Erde zu ihm
zu gelangen, den Lauf der irdischen Ereignisse rückwärts erleben könne.
Solch ein Wesen könnte, wenn es seinen Weg danach einrichtete, die
späteren Erlebnisse vor den früheren erblicken. Aber auch diesem
Wesen würde das keine zeitliche Vorschau des Kommenden ermöglichen
— nur eine Vergegenwärtigung des schon Vergangenen.

Das gleiche ist es mit den Folgerungen aus der Relativitätstheorie.
Wohl ist es möglich, daß von zwei Beobachtern dem einen das gleiche
Ereignis früher oder später abzulaufen scheint als dem andern, je nach
dem Standpunkt, von dem aus sie es beobachten. Also gegebenenfalls die
Wirkung vor der Ursache. Aber dies zeigt nur, daß die Zeitbestimmung
beider Beobachter voneinander abweicht, und daß daher die (schon abgelaufene
) Wirkung von dem einen als anscheinend eher gesehen werden
kann, als von dem andern die Ursache. Vom Standpunkt des Beobachters
läßt sich dieses „anscheinend" auch als „wirklich" bezeichnen. Aber der
Gegenstand der Erkenntnis — das Ereignis — das prophezeit wird, muß
doch jedenfalls zu irgendeiner Zeit wirklich stattfinden. V o r diesem
Zeitpunkt kann das Ereignis von niemandem wahrgenommen werden.
Und wenn sich dieser Zeitpunkt auch nicht mit absoluter Genauigkeit
festlegen läßt — und damit nicht, wann „wirklich" ein Ereignis wahrnehmbar
sein kann — so kann sich's jedenfalls nur um so minimale
Unterschiede zwischen subjektiver und objektiver Wirklichkeit handeln,
daß sie praktisch ganz außer Betracht bleiben.


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