Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 483
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Verweyen: Kultur und Mystik.

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wie sie der Referent in einer Schrift Telepathie und Hellsehen" vertreten
hat.

Bei einer Neuauflage wäre es wünschenswert, wenn der Verfasser
den Telegrammstil, der in der Inflationszeit aus finanziellen Gründen
gerechtfertigt war, in einen leichter lesbaren umgestalten würde, er erschwert
dadurch den Zugang zu seinen interessanten Experimenten;
es würden auf diese Weise auch einige Unklarheiten sich beseitigen
lassen, die bei der gedrängten Kürze hie und da möglich sind.

Kultur und Mystik.

Von Univ.-Prof. Dr. J. M. Verweyen, Bonn.

Mystiker sein heißt: einen Lebensmittelpunkt in sich tragen jenseits
verstandesmäßiger Rechnung und Berechnung, heißt: eine zu-
höchst auf die Totalität des Seins, das All-Eine, bezogene Lebensgemeinschaft
pflegen, nicht an letzter Stelle mit Wesen unserer Art, den
Menschen.

Schon im Umkreise des sozialen Menschen hat die Mystik ein©
bedeutsame, wenig gewürdigte Stelle. Soziale Zivilisation und soziale
Kultur sind letzten Endes nach Beweggrund und Aufbau verschiedene
Gebilde. Soziale Kultur hat eine ganz bestimmte mystische Seite.

Mit großem Eifer ist das Prinzip zweckmäßiger Gestaltung am
Werke, um das Zusammenleben der Menschen, etwa auf dem Wege der
Organisation immer erfolgreicher zu gestalten, in der Ueberwindung
der Widerstände verschiedenster Art, welche Natur und Menschen hervorbringen
. So entstehen mannigfache Gruppen gemeinsamen Interesses
, Zweckverbände größeren und geringeren Umfanges, die bei aller
inhaltlichen Verschiedenheit durch eine gemeinsame Grundform verknüpft
sind. Sie alle danken ihre Entstehung gewissen praktischen Erwägungen
, dem Prinzip des Rechnens und Berechnens.

Solche Vergesellschaftung bedeutet darum mehr oder weniger ein
Rechenexempel. Vergemeinschaftung dagegen ist ein Gesinnungsexempel
.

Wie immer man psychologisch das Wesen der Gesinnung bestimmen
mag, sicherlich gehört zu ihr die Unmittelbarkeit, mit der ein
Beweggrund oder eine Triebfeder sich im Bewußtsein geltend macht
als ein Ausdruck der Wesensart des Individuums. Gesinnungen wachsen
, demgemäß auch Gesinnungsgemeinschaften. Sie entstehen und
bestehen unabhängig von Erwägungen der Klugheit und praktischen
Zweckmäßigkeit. Wo diese dagegen die Gruppenbildung bestimmen,
und beherrschen, wo das Interesse verstandesmäßig ergriffen und berechnet
wird, dort waltet ein anderes soziales Konstruktionsprinzip.

Ein Konflikt der Interessen, eine Kollision der bewußten Zwecke
bedroht die Existenz solcher Zweckverbände. Die heute noch durch
gleiche Interessen verbundenen Geschäftsleute können morgen als
feindliche Brüder einander gegenüberstehen. Ein leiser Windstoß der
Konjunkturverschiebung kann es zuwege bringen. Geschäftsfreund-

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