Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 487
(PDF, 206 MB)
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Verwegen: Kultur und Mystik.

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innerhalb der christlichen Religion: Gottes-, Jesus-, Marien- und Heiligenmystik
.

Allgemeine Gottesmystik prägt sich aus in dem Paulusworte: „In
ihm leben, weben und sind wir." Die Christusmystik im Sinne des
völligen inneren Erfülltseins von dem Herrn, dem Kyrios, tönt aus
paulinischen Aussprüchen wie diesen: „Durch die Gnade Gottes bin
ich was ich bin", „Ich vermag alles, durch den, der mich stärkt", „Ich
wünsche aufgelöst zu werden, um bei Christus zu sein". Zeigt sich
Jesus selbst als Mystiker in dem Gleichnis von dem Weinstock und den
Reben, vollends in dem Worte: „Ich und der Vater sind eins", so
bildet er selbst wiederum den Gegenstand einer Abendmahlsmystik,
im Sinnes des Wortes: „Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt,
der bleibt in mir und ich in ihm." In zahlreichen Hymnen hat dieses
eucharistische Motiv seinen Ausdruck gefunden und bis zum heutigen
Tage die christliche Frömmigkeit bestimmt. Das christliche Gemeinschaftsleben
darf sich des mystischen Meisterwortes erinnern: „Wo
zwei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter
ihnen." „Ich bin bei euch bis an das Ende der Tage/*

An zahlreichen Stellen erscheint die Christusmystik als eine Verfeinerung
(„Sublimieriiiig") der irdischen Erotik. Schon der Kirchenvater
Augustinus spricht von der „Umarmung Gottes" (amplexus dei)
von einem Hingerissemverden in Gott (rapi in deum) und prägt die
Worte mystischer Inbrunst: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in
dir, o Herr!", „Allzu spät habe ich dich geliebt, alte und doch ewig junge
Schönheit". In einem der Mystik bis heute geläufigen Bilde gilt Christus
als der „Bräutigam der Seele". Als Zeichen dieses himmlischen
Bundes pflegen fromme Klosterfrauen ihren Finger mit einem Ring
zu schmücken. Selbst Luther, der in gewisser Hinsicht der Mystik fernsteht
, bedient sich in der Schrift von der Freiheit eines Christenmen-
sehen schon des gleichen Bildes, wenn er ausführt: „Der Glaube vereinigt
die Seele mit Christo wie eine Braut mit ihrem Bräutigam, aus
welcher Ehe folget, wie St. Paulus sagt, daß Christus und die Seele
ein Leib werden . . . Dieweil Christus ist Gott und Mensch, welcher
noch nie gesündigt hat/ und seine Frommheit unüberwindlich, ewig
und allmächtig ist, so er denn der gläubigen Seele Sünde durch ihren
Brautring, das ist den Glauben, sich selbst zu eigen macht, und nicht
anders tut, als hätte er sie getan, so müssen die Sünden in ihm, verschlungen
und ersäuft werden. Denn seine unüberwindliche Gerechtigkeit
in allen Sünden zu stark. Also wird die Seele von allen ihren»
Sünden geläutert durch ihren Mahlschatz, das ist des Glaubens halber,
und wird ledig und frei begabt, mit der ewigen Gerechtigkeit ihres
Bräutigams Christi. Ist das nicht eine fröhliche Wirtschaft, daß der
reiche, edle, fromme Bräutigam Christus das arme verachtete böse Hurlein
zur Ehe nimmt und sie entledigt von allem Uebel, zieret mit allen
Gütern?"

In ähnlicher Weise gilt auch Maria, die Mutter Christi, als „Himmelskönigin
" und „Himmelsbraut", zunächst des heiligen Josef, dann


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