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Psychische Studien
Monatsschrift für parapsychologische Forschung.
52. Jahrg. Leipzig* September 1925.
Inhalt: Kröner: In memoriam Fritz Grunewald. S. 497.— Ver weyert:
Meine Begegnung mit dem Medium Willy Schneider.. S. 500. — Sidgwick:
Bericht über Gedankenübertragungs-Experimente von Professor Gilbert Murray,
L. L. D., Litt. D. (Oxford.) (Schluß.) S. 504. — S zczepanski: Einige Worte
zur Erwiderung auf die Bemerkungen Dr. von Schrenck-Notzings zum Aufsatz:
Guziks Laufbahn und Entlarvung. S. 522. — Schneider: Grundlegung des
Okkultismus als Wissenschaft. S. 525. — Vogl: Mittelalterliches Zauberwesen.
S. 533. — Peter: Eine Vorrede Prof. Charles Richets. S. 535. — Zell er: Der Fall
Frau von Appen in Hamburg. S. 538. — Scholz: Der Zufall. S.541. - Dreher:
Nachklänge zum „Okkultisten-Prozeß". S. 545. — Prozeß-Urteil Moll-Rudloff.
S. 550. — Kleine Mitteilungen; Eine Zuschrift aus dem Leserkreise. S. 558
— Vom Büchertisch. S. 559.
In memoriam Fritz Grunewald.
Ein neuer schwerer Schlag hat die parapsychische Forschung betroffen
, der schmerzlichste sicher des letzten Jahrzehnts. Im 4i- Lebensjahr
ist Fritz Grunewald, der unermüdliche Forscher und Pionier
unserer Bewegung, nach dem unerforschlichen Ratschluß des Schicksals
seiner Arbeit und der Wissenschaft, der Menschheit, seinen Angehörigen
und uns, seinen Freunden, entrissen worden.
Gr. war ein Mensch, der von sich nicht viel Aufhebens machte.
Fast unbeachtet floß sein Leben dahin, ein stilles Forscher- und Gelehrtendasein
, und doch eine Epoche des Kampfes gegen die Nöte der
Materie und die Tücken des Schicksals, die immer wieder den Flug
seines Geistes zu hemmen drohten, immer neue Steine seinem Forscherdrang
in den Weg warfen und verhinderten, daß diese reiche Persönlichkeit
sich frei entfalten konnte zu innerer Geschlossenheit, zum Nutzen
der Menschheit und ihres Erkenntnisdranges. Und in aller Stille hat
er sich unbemerkt hinweggeschlichen aus der Diesseitswelt, fort von
seinen Freunden, die an seinem Grabe trauern als um eine einmalige
und unersetzliche Persönlichkeit. Mitten aus vollem Wirken hat ihn
der Tod geholt, tragischerweise in einem Augenblick, wo er zum ersten
Male seit Jahren Boden unter den Füßen fühlte, sich ihm Aussichten
boten, unabhängig von materiellen Sorgen sich in den Dienst einer
großen und schönen Aufgabe zu stellen.
Ueber die Tragödie seines Todes, die ohne lebenden Zeugen sich
abspielte, lassen sich bestimmte Feststellungen treffen, die den Verlauf
ahnen lassen. Ein Mitarbeiter berichtete, Gr. habe vor einigen Wochen
in seiner Gegenwart einen schweren Magenkrampf erlitten. Vermutlich
bestanden schon damals Magenblutungen; jedoch hat Gr. diesem Vorfall
wohl keine Bedeutung beigelegt, denn mir gegenüber, der ich ihn
zuweilen ärztlich beriet, hat er nichts dergleichen erwähnt. Ami Mittwoch
, den 7. Juli, stand er auf, in der Absicht, dem Prozeß Rudioff-
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