Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 528
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0536
528 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 9. Heft. (September 1925.)

los ist energetische Wirkung nur möglich in der Gegenwart: Materie
bewegt sich durch die Zeit hindurch, ist als tätige immer nur im
gegenwärtigen Zeitpunkt erweisbar, nicht aber existiert sie als Bewegliches
auch in der Vergangenheit. Wäre das der Fall, wie sollten wir
dann Gegenwart und Vergangenheit unterscheiden? Was war, nennen
wir nur deshalb ein Gewesenes, weil es nicht mehr wirkt — Wesen
und Wirkung gilt uns eins! Wenn nun aber die Form des Vorganges
im Rahmen der Vorstellung an der Vergangenheit festkleben bleibt,
so müßte ihr ja die dynamische Grundlage davonlaufen, wenn — ja
wenn nicht doch auch die Energie hier gebunden werden könnte! Aber
wie soll das möglich sein? Einfach dadurch, daß der Energiegehalt
des erlebten Vorganges in Potenz verwandelt wird. Aus dem aktuellen
Geschehen, z. B. des Lichtstrahls, der Schallwelle, des elastischen
Widerstandes, des chemischen Geschehens, die in den Wahrnehmungen
der Farbe, des Tons, des Druckes, des Geruches und Geschmackes enthalten
sind, wird Energiepotenz, und während der Aktus nur rein zeitlich
gedacht werden kann, ist die Potenz als überzeitli che denkbar
. Damit überwinden wir die Schwierigkeit. In der Vorstellung
ist das Geschehen als Potenz enthalten, während
es in der Wahrnehmung als Aktus gegenwärtig
ist. Dem entspricht ja auch der bedeutsame Unterschied der Vorstellung
und Wahrnehmung, die nur im Psychischen sich ganz gleichen,
dagegen nicht im Energiegehalt, denn der aktuellen Stärke der Wahrnehmung
steht die potentielle Schwäche der Vorstellung gegenüber.

Das ist die zweite elementare Grundlage für uns.
Die erste vergewissert uns der Realität der Objekte im Räume, die
zweite der Realität der Objekte in der Zeit. Mit diesen Grundlagen nun
können wir uns an das Parapsychische heranwagen.

Das Parapsychische ist gegeben im Hellsehen und in der Telepathie.
Was bedeutet zunächst ein Hellsehak t? Hellsehend erleben wir
Dinge und Ereignisse, die unserem sinnlichen Bewußtsein nicht zugänglich
sind, deren Erlebnis man darum ein übersinnliches nennt.
Wesentlich ist also zunächst, daß es sich beim Hellsehen auch um ein
Erlebnis von Objekten handelt, die aber in ganz anderer Weise gegeben
sind als in der Wahrnehmung, nämlich nicht im Erlebnisakt entstehen,
sondern als bereits gebildete nur ins Bewußtsein aufgenommen werden.
Von Entstehung kann nicht die Rede sein, denn kein Reiz spielt beim
Hellsehen eine Rolle; nur um die Verstärkung des potentiellen Energiegehaltes
einer Vorstellung zur Aktualität der Wahrnehmung kann es
sich handeln und diese würde sich ergeben durch Halluzination.
Wie wir im Traume Vorstellungen halluzinativ zu aktuellen Erlebnissen
verstärken! Doch soll uns diese halluzinatorische Komponente am
Hellsehen nicht weiter kümmern, denn sie ist nur eine Begleiterscheinung
der eigentlichen, wesentlichen Leistungen, die unser Interesse in
erster Linie verdienen. Zu fragen haben wir vor allem: wie kommen
wir überhaupt zu den Objekten, wenn kein Reiz vermittelnd eingreift?


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0536