Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 578
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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578 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 10. Heft. (Oktober 1925.)

menhänge, und auch das Weltganze stellt sich dar als Subjekt, denn in
ihm verwurzelt sich wieder aller Einzelsinn. So folgert der Okkultismus
, deshalb aber ist ihm die Welt etwas Lebendiges, ein Organismus
, eine Gottheit. Wir stehen hier vor der Mentalität des primitiven
Menschen, die ja genügend bekannt ist, so daß wir das Thema nicht
weiter zu verfolgen brauchen; aus ihr erwuchs alle Mythologie
der Kulturmenschen, erwuchs die Astrologie als geistig durchgearbeitetes
Subjekterlebnis, also aller künstlerisch und wissenschaftlich
vertiefte Pantheismus. Aber ist solcher Standpunkt haltbar? Hier
kann ich nur einschränkend bejahen. Wohl ist in den Erscheinungen
ein Sinn enthalten und nicht minder verbindet er alle Erscheinungen
zu einem harmonischen Sinnganzen. Woher aber stammt der Sinn?
Doch nicht aus der Welt selbst, wie sie vor allem übersinnlich erlebenden
Wesen, sagen wir: vor allem Primitiven, gegeben war, sondern
nur aus diesen selbst und nirgends anderswoher. Das sinnlich
Psychische, das in Objekt und Perspektive gegeben ist, stammt aus
dem organischen Subjekt, das in seinem Nervensystem Träger ist einer
psychischen Anlage, die an der Natur objektiviert und demgemäß
anschaulich erlebt wird; so verwandelt das Subjekt physische Außenwelt
in psychische Umwelt, wie eingangs dargestellt ward. Und ebenso
stammt das übersinnlich Psychische, wie es in den Erscheinungen
(psychischen Dingen) und ihrer Sinnbeziehung vorliegt, aus dem
organischen Subjekt, aus der im Nervensystem gegebenen Anlage, die
hier nur sich noch viel stärker erschöpft als bei der Objektivation: die
Individuation trägt das im Subjekt gegebene Telos — und nirgends
anderswo, ich wiederhole es, gibt es ein Telos! — hinein in die Umwelt
und so wird dieses selbst zum Subjekt, wird zu einer Fülle individueller
Subjekte als Teilglieder eines Allsubjekts. Aberdiesphä -
nomenologische Subjekt existiert nur durch das
organische Subjekt! Der Wilde kann sich einreden, daß es
unabhängig von ihm existiere, und auch der Kulturmensch konnte
ihm folgen — denn tat er es nicht, gar zu Ungeheures wurde dann
von ihm verlangt, wie wir sogleich sehen werden —, aber der moderne
Wissenschaftler kann es nicht, denn sonst würde er sich alle unendlich
mühsam erworbene Erkenntnis zerstören. Die Erkenntnis der Natur
war ein großer Reinigungsprozeß der vorgefundenen Umwelt vom
Psychischen: heute frohlockt jeder Physiker, daß endlich dieser Augiasstall
der anthropomorphosierten Natur von den psychischen Zutaten
gesäubert wurde — versucht er doch sogar auch das Leben davon zu
reinigen, obgleich er es dabei selbst, ja obgleich er sich selbst dabei
totschlägt! Wir müssen der Natur absprechen, was ihr nicht organisch
zugehört, aber dem Leben können wir das Telos nicht absprechen; da
nun aber drängt es uns zu einer Entscheidung in Hinsicht auf den
Pantheismus. Und da nun treten wir vor eine ungeheure Aufgabe,
die dem alten Kulturmenschen so furchtbar erschien, daß er ihr den
Pantheismus vorzog. Denn wenn wir uns sagen müssen, daß die Sub-
jektivation der Umwelt nur durch uns statthat, so haben wir auch


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